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Agrarökologie: Gemischte Landnutzung bietet doppelten Vorteil

Ein Mix aus Baum und Kaffeestrauch ist nicht nur gut für wildlebende Vögel. Von der nachhaltigen Bewirtschaftung könnte auch der Bauer profitieren, ergab jetzt eine Simulation.
Kaffeeanbau im Regenwald

Kann man landwirtschaftliche Erträge steigern und gleichzeitig die biologische Vielfalt erhalten? Ja, sagen die Forscher Steven Railsback und Matthew Johnson der US-amerikanischen Humboldt State University in Arcata: Anbaufläche und tierischer Lebensraum können in Kombination nachhaltig genutzt werden.

Kaffeeanbau im Regenwald | Über die nachhaltige Erzeugung von Kaffeepflanzen entscheidet die Art der Bodennutzung. Einen unterstützenden Dienst leisten dabei Waldvögel, indem sie Schadinsekten fressen.

Das demonstrieren sie jetzt am Beispiel von Kaffeeplantagen in Jamaika. Die beiden Forscher verwendeten Daten einer Feldstudie, um am Computer zu simulieren, wie sich baumreiche und baumarme Anbaugebiete auf Singvogelpopulationen und die Kaffeeernte auswirken. Die Vögel der Familie Parulidae fressen den Kaffeebeerenkäfer Hypothenemus hampei und leisten somit gute Dienste für die Bauern, die dadurch ihren Insektizideinsatz zurückfahren können.

Um herauszufinden, unter welchen Bedingungen sich dieser Effekt am ehesten zeigt, verglichen Railsback und Johnson vor allem zwei Naturschutzkonzepte miteinander: zum einen die gemischte Landnutzung, bei der naturbelassener Wald und Anbauflächen ein Mosaik bilden, und zum anderen die getrennte Landnutzung, bei der weitläufigere Schutzareale und Anbauflächen getrennt voneinander bestehen.

Die simulierten Vögel konnten zwischen verschiedenen Habitaten wählen; zur Auswahl standen ihnen unter anderem reine Waldflächen, Plantagen mit kleineren Waldflächen und Kaffeemonokulturen. Dabei stellte sich heraus, dass der Schädlingsbekämpfungseffekt hauptsächlich bei der gemischten Landnutzung auftrat. Ein großes Naturschutzareal in der Nachbarschaft zog hingegen die Vögel von baumlosen Plantagen ab und erhöhte dadurch dort den Schädlingsbefall.

Die Kaffeebauern müssten in einem Mix aus Plantage und Naturwald also weniger Insektizide einsetzen, was sowohl einen ökologischen als auch ökonomischen Vorteil bietet, schlussfolgern die Forscher. Das reiche aus, um geringere Ernteausbeute zu kompensieren, die durch den Flächenverbrauch der Bäume entstehen.

Ein Kompromiss zwischen Biodiversitätserhaltung und landwirtschaftlicher Produktion könnte folglich eine nachhaltige Kultivierung von tropischen Nutzpflanzen begünstigen und zugleich den Naturschutz fördern. Das Kaffeegewächs spielt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle, stellt es doch einen wirtschaftlichen Pfeiler vieler tropischer Länder dar.

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