News: Gen bestimmt Gesellschaftsstruktur
Dieser Frage sind Michael Krieger und Kenneth Ross von der University of Georgia nachgegangen und nahmen die Feuerameise Solenopsis invicta genauer unter die Lupe. Zunächst entdeckten sie, dass die Feuerameisen zwei Varianten eines bestimmten Proteins haben, und eine Variante ausschließlich von Ameisen polygyner Staaten getragen wurde. Dieses Protein identifizierten sie als Pheromonrezeptor, an welchen Lockstoffe von Artgenossen binden und dem Empfänger signalisieren, wer Königin, Gefährte oder ein Eindringling ist. Das dafür codierende Gen Gp-9 fanden sie in Ameisen monogyner Staaten immer in zweifacher Ausführung – das heißt dort gibt es nur die homozygoten BB-Ameisen. In polygynen Staaten hingegen entdeckten die Forscher auch heterozygote Bb-Ameisen.
Interessanterweise waren alle Königinnen der polygynen Staaten heterozygot, da offensichtlich ihre homozygoten Mitbewerberinnen von den Arbeiterinnen getötet werden, sobald sie fortpflanzungsfähig werden. Warum die Bb-Königinnen einem Angriff entgehen, bleibt bisher noch rätselhaft – aber alles deutet darauf hin, dass tatsächlich die Gene bestimmen, wer den Thron besteigen darf und wer nicht. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Bb-Ameisen aufgrund des andersartigen Rezeptors die Pheromone ihrer Artgenossen anders wahrnehmen und deuten als ihre BB-Verwandten, und dies wohl auch die Überlebensgarantie mehrerer Königinnen in einem Staat ist.
Mit dieser Studie ist es Wissenschaftlern erstmals gelungen, nicht nur eine bestimmte Verhaltensweise eines Individuums, sondern eine komplexe Sozialstruktur über eine ganze Hierarchiespanne hinweg auf ein einziges Gen zurückzuführen. Vielleicht ist komplexes Sozialverhalten auf molekularer Ebene weit weniger kompliziert als bisher angenommen.
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