Organspende: Gen-Test identifiziert tolerante Empfänger
Wer ein Spenderorgan enthält, rechnet damit, den Rest seines Lebens Medikamente einzunehmen, um das neue Organ vor dem eigenen Immunsystem zu schützen. Doch das ist nicht immer so. Tatsächlich entwickelt ein je nach Organ unterschiedlicher Anteil der Empfänger eine Toleranz für das Fremdgewebe und kann auf die immununterdrückenden Medikamente verzichten, deren Einnahme oft mit Nebenwirkungen und einem erhöhten Risiko von Infektionskrankheiten und Krebs einhergeht. Wissenschaftler haben jetzt Gen-Marker entdeckt, anhand derer sich tolerante Patienten identifizieren lassen und die erste Rückschlüsse auf die biologischen Ursachen der ausbleibenden Abstoßung zulassen.
Die Forscher um Kenneth Newell von der Emory University in Atlanta verglichen die Expressionsmuster der Gene von 25 Patienten mit transplantierter Niere, die auf eine Immununterdrückung verzichten konnten, sowie als Kontrollgruppen die Expressionsmuster von 33 nierentransplantierten Patienten unter Medikation und 42 gesunden Individuen. Sowohl im Blut als auch im Urin fanden sich Hinweise auf eine erhöhte Aktivität vor allem solcher Gene, die an der Aktivierung und Reifung von B-Zellen beteiligt sind.
Diese weißen Blutkörperchen sind Teil des adaptiven Immunsystems und damit für die Antikörperantwort zuständig. Bei einer Blutuntersuchung entdeckten die Forscher außerdem, dass zwar alle verglichenen Gruppen ungefähr gleich viele weiße Blutkörperchen besaßen; die toleranten Patienten wiesen jedoch einen signifikant größeren Anteil naiver B-Zellen auf, die noch nicht mit ihrem Antigen in Berührung gekommen sind. Nach Ansicht der Forscher deuten die beiden Befunde darauf hin, dass diese Immunzellen an der Entstehung einer Immuntoleranz gegenüber transplantiertem Gewebe entscheidend beteiligt sind.
Über die biologischen Mechanismen der Immuntoleranz erlauben diese Ergebnisse allerdings noch keine klare Aussage. Trotzdem konnten die Forscher bereits ein potenziell auch für die klinische Praxis relevantes Resultat präsentieren. Durch die Genanalyse an den unterschiedlichen Gruppen identifizierten sie drei Gene, deren Expressionslevel nach Angaben der Forscher ermöglichen, immuntolerante Patienten mit hoher Sicherheit zu identifizieren. In ihrem Versuch an sechs toleranten und sechs immunsupprimierten Patienten gelang es ihnen, alle sechs toleranten und fünf der sechs nichttoleranten Patienten korrekt zu erkennen.
Darin sehen sie die Chance, einem Teil der Betroffenen die Medikamente mit ihren Risiken und Nebenwirkungen zu ersparen. Nachfolgestudien sind bereits geplant, um diese Ergebnisse zu erhärten. Für die meisten Patienten allerdings sind die Erkenntnisse vorerst rein akademisch: Anders als andere Gewebe werden transplantierte Nieren nur äußerst selten vom Immunsystem toleriert. Die Autoren der Veröffentlichung sehen zwar die Perspektive, über eine Beeinflussung der B-Zellen irgendwann gezielt eine solche Toleranz zu erzeugen, doch ob und wann diese Forschungsrichtung Früchte trägt, steht noch völlig in den Sternen. (lf)
Die Forscher um Kenneth Newell von der Emory University in Atlanta verglichen die Expressionsmuster der Gene von 25 Patienten mit transplantierter Niere, die auf eine Immununterdrückung verzichten konnten, sowie als Kontrollgruppen die Expressionsmuster von 33 nierentransplantierten Patienten unter Medikation und 42 gesunden Individuen. Sowohl im Blut als auch im Urin fanden sich Hinweise auf eine erhöhte Aktivität vor allem solcher Gene, die an der Aktivierung und Reifung von B-Zellen beteiligt sind.
Diese weißen Blutkörperchen sind Teil des adaptiven Immunsystems und damit für die Antikörperantwort zuständig. Bei einer Blutuntersuchung entdeckten die Forscher außerdem, dass zwar alle verglichenen Gruppen ungefähr gleich viele weiße Blutkörperchen besaßen; die toleranten Patienten wiesen jedoch einen signifikant größeren Anteil naiver B-Zellen auf, die noch nicht mit ihrem Antigen in Berührung gekommen sind. Nach Ansicht der Forscher deuten die beiden Befunde darauf hin, dass diese Immunzellen an der Entstehung einer Immuntoleranz gegenüber transplantiertem Gewebe entscheidend beteiligt sind.
Über die biologischen Mechanismen der Immuntoleranz erlauben diese Ergebnisse allerdings noch keine klare Aussage. Trotzdem konnten die Forscher bereits ein potenziell auch für die klinische Praxis relevantes Resultat präsentieren. Durch die Genanalyse an den unterschiedlichen Gruppen identifizierten sie drei Gene, deren Expressionslevel nach Angaben der Forscher ermöglichen, immuntolerante Patienten mit hoher Sicherheit zu identifizieren. In ihrem Versuch an sechs toleranten und sechs immunsupprimierten Patienten gelang es ihnen, alle sechs toleranten und fünf der sechs nichttoleranten Patienten korrekt zu erkennen.
Darin sehen sie die Chance, einem Teil der Betroffenen die Medikamente mit ihren Risiken und Nebenwirkungen zu ersparen. Nachfolgestudien sind bereits geplant, um diese Ergebnisse zu erhärten. Für die meisten Patienten allerdings sind die Erkenntnisse vorerst rein akademisch: Anders als andere Gewebe werden transplantierte Nieren nur äußerst selten vom Immunsystem toleriert. Die Autoren der Veröffentlichung sehen zwar die Perspektive, über eine Beeinflussung der B-Zellen irgendwann gezielt eine solche Toleranz zu erzeugen, doch ob und wann diese Forschungsrichtung Früchte trägt, steht noch völlig in den Sternen. (lf)
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