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Artenmischung: Gene überleben ausgestorbenen Höhlenbären

Höhlenbären sind ausgestorben - oder doch noch nicht ganz? Im Braunbären leben zumindest einige ihrer Gene bis heute weiter.
Braunbär. Mit im Bild: Höhlenbär-DNA

Die bis zu eine Tonne schwere Höhlenbären Ursus spelaeus waren imposanteste Erscheinungen im eiszeitlichen Europa, starben dann aber vor wohl etwa 25 000 Jahren rasch aus – schneller als andere große Eiszeittiere wie das Mammut, der Riesenhirsch und das Wollnashorn. Überlebt haben den Eiszeitvetter Verwandte wie die Braunbären – die bis heute aber ein Erbe der Höhlenbären in ihrer DNA tragen, wie nun Forscher der Universität Potsdam und Kollegen im Fachblatt »Nature Ecology & Evolution« veröffentlichen.

Erste Abschnitte der DNA aus Höhlenbärskeletten – die recht häufig zu finden sind – waren bereits 2005 sequenziert worden. Axel Barlow und seine Kollegen haben nun aber Erbgut aus gleich vier Höhlenbären isoliert und mit hoher Genauigkeit sequenziert. Alle Tiere lebten vor rund 40 000 bis 90 000 Jahren in West- und Mitteleuropa. Die Erbgutanalysen erlaubten es dem Team dann, nach typischen Höhlenbär-Genen in der DNA des heutigen Braunbären (Ursus arctos) zu suchen – mit Erfolg: Zwischen 0,9 und 2,4 Prozent des Erbguts der untersuchten Braunbären stammte einst von Höhlenbären. Demnach haben sich die Ahnen der heute noch lebenden Art in der Eiszeit nicht selten mit Höhlenbären gepaart und Nachkommen gezeugt. Das zeige erneut, dass die Gene ausgestorbener Spezies sich über Jahrhundertausende hinweg im Genom anderer Arten erhalten können. Ähnliche Beobachtungen kennen Forscher auch aus den Analysen des Genoms des modernen Menschen, in dem Erbgutspuren von einer Vermischung mit Neandertalern und Denisova-Menschen zeugen.

Längst bekannt war, dass sich Bärenverwandte wie die Braunbären (U. arctos) und Eisbären (U. maritimus) gelegentlich vermischt haben; ein in der Bärenfamilie generell nicht außergewöhnlicher Vorgang, wie die aktuellen Genanalysen erneut nahelegen. Den größten Anteil von Höhlenbär-DNA fanden die Forscher erwartungsgemäß im Erbgut eines Braunbären, der mit den Höhlenbären zusammen noch in der Eiszeit gelebt hatte. Nach dem Aussterben der Höhlenbären ist der Anteil von Höhlenbär-Genen im Braunbär mangels Nachschub dann allmählich immer weiter ausgedünnt worden.

Wissenschaftler haben lange darüber gestritten, warum Ursus spelaeus in der Eiszeit ausgestorben ist – diskutiert wurde der Einfluss von jagenden Menschen, zuletzt aber vor allem eine schlechtere Anpassung des spezialisierten, weil rein vegetarischen Höhlenbären an die Klimaveränderungen im Pleistozän. Barlow und Kollegen geben nun eine neue Antwort auf diese Streitfrage: Ganz ausgestorben ist ein Tier ja gar nicht, das seine Gene erfolgreich mit anderen Arten mischt und über Jahrhundertausende erhält. Unklar ist noch, ob die überlebenden Höhlenbär-Gene den Braunbären Nachteile bringen – oder den Mischlingen sogar in bestimmten Situationen Selektionsvorteile verschaffen. Beides diskutieren Forscher analog auch mit Blick auf bestimmten älteren Genvarianten im modernen Menschen an.

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