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News: Genetische Uhr verrät Geburtsstunde von AIDS

Wissenschaftler vermuteten bisher, dass AIDS erst vor einigen Jahrzehnten von Affen auf den Menschen übertragen wurde. Nun berichten Molekularbiologen, dass sich die ersten Menschen bereits zwischen 1915 und 1941 mit dem am häufigsten verbreiteten Stamm des HIV-1-Virus infiziert haben könnten. Den Zeitpunkt ermittelten die Wissenschaftler mit Hilfe molekularer Uhren.
AIDS ist die wohl bekannteste Seuche der letzten Jahrzehnte. Bisher haben sich weltweit rund 33 Millionen Menschen mit dem HIV-1-Virus infiziert, von denen bereits etwa 16 Millionen starben. Wissenschaftler zweifeln heute kaum mehr daran, dass das Virus von einer Schimpansen-Unterart (Pan troglodytes troglodytes) auf den Menschen übertragen wurde. Wann dies geschah, ist jedoch bis heute unklar. Der früheste Nachweis einer HIV-1-Infektion beim Menschen fand sich in einer Blutprobe, die 1959 in der Republik Kongo genommen wurde.

Bette Korber vom Los Alamos National Laboratory in New Mexico glaubt nun, Hinweise dafür zu haben, dass die AIDS-Epidemie bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Ausgang nahm. Hierzu entwickelten Korber und ihre Kollegen ein statistisches Modell, mit dem sie die Evolution eines HIV-Gens, das für bestimmte Proteine auf der Virusoberfläche codiert, in ein Zeitraster übertragen konnten. Die Forscher benutzten hierzu molekulare Uhren – sie gingen also davon aus, dass sich Unterschiede zwischen den Genen unter konstanten Zeitraten ansammeln. Damit berechneten sie, wann das Virus erstmals auf den Menschen sprang. Ihren Ergebnissen zufolge passierte dies zwischen 1915 und 1941, am wahrscheinlichsten 1931. Sie glauben jedoch, dass das es zu dieser Zeit bereits auf den Menschen übergesprungen war. Korber vermutet, dass sich die Menschen durch den Verzehr eines erlegten Schimpansen mit dem HIV-Erreger infizierten. Er blieb allerdings bis etwa 1930 auf eine kleine isolierte Bevölkerungsgruppe im Westen Afrikas begrenzt. Erst danach bis 1950 breitete sich das Virus weiter aus und brachte rund zehn genetische Varianten hervor, aber erst 30 Jahre später wurde die Epidemie den westlichen Ländern bewusst. Korber und ihre Kollegen vermuten, dass sich das Virus über den gesamten Globus durch das Zusammenspiel mehrerer Auslöser ausbreiten konnte. Sie nennen den Abzug der Kolonialmächte, Bürgerkriege und flächendeckende Impfprogramme, bei denen aus Sparsamkeit oftmals eine Spritze mehrmals verwendet wurde. Günstig auf die Verbreitung des Virus wirkten sich den Forschern zufolge auch das Wachstum afrikanischer Großstädte, das geänderte Sexualverhalten und der Tourismus aus.

Wie die Forscherin berichtet, ist die Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf den Menschen ein "normales Phänomen". Alleine vom Affen sprangen auf den Menschen außerdem das T-Zell-Leukämie-Virus und der Erreger der Affenpocken über. Für die Zukunft schließen Wissenschaftler daher nicht aus, dass sich der Mensch mit weiteren Erregern von Tieren infizieren kann.

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