Mit Erbgut aus Minze und Basilikum: Gentechnik-Bier erzeugt eigenes Hopfenaroma
Eine gentechnisch veränderte Hefe erzeugt zwei Hauptgeschmacksstoffe des Hopfens – das Erbgut dafür kommt aber aus Minze und Basilikum. Das berichtet jetzt eine Arbeitsgruppe um Charles N. Denby und Jay B. Keasling von der University of California in Berkeley in "Nature Communications". Das Team brachte gängige Bierhefe dazu, die beiden Substanzen in Hopfenöl enthaltenen Aromastoffe Linalool und Geraniol zu produzieren. Bei einer Blindverkostung bewertete eine Versuchsgruppe das mit dieser Hefe ohne Hopfen gebrautes Bier als deutlich hopfiger als mit natürlichem Hopfen versetztes Bier. Ein nach diesem Prinzip mit genetisch veränderter Hefe gebrautes Bier könne, so Denby und Keasling, die Abhängigkeit der Brauereien von den teuren Hopfenblüten verringern und für gleichmäßiger gehopftes Bier sorgen. Allerdings sind am authentischen Hopfengeschmack des Bieres noch weitere Substanzen beteiligt, so dass ein echter Ersatz noch weitere Forschungsarbeit erfordere.
Welche Enzyme im Hopfen selbst die Aromastoffe herstellen, ist bisher unbekannt. Allerdings gibt es genug andere Pflanzen, die Geraniol und Linalool aus ihrem gemeinsamen Vorläufer Geranylpyrophosphat (GPP) herstellen und bei denen das Gen für das verantwortliche Eiweiß bekannt ist. Allerdings musste das Team zwei Probleme lösen. Zum einen müssen die Enzyme aktiv genug sein, dass das Bier am Ende nach ihren Ausgangsprodukten schmeckt, und zum anderen verbraucht Bierhefe ihr GPP extrem effektiv für die Herstellung anderer Moleküle. Deswegen ersetzten Denby und Keasling zuerst das GPP-verbrauchende Enzym durch ein verwandtes Molekül, das GPP langsamer umsetzt. Außerdem identifizierten sie zwei Gene aus Minze und Basilikum, die für die Herstellung von Linalool und Geraniol entscheidend sind. Diese übertrugen sie in die Hefe und brauten mit ihr ein nach Hopfen schmeckendes Bier – ganz ohne Hopfen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.