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News: Gentechnik in der europäischen Öffentlichkeit analysiert

Die erste Publikation einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern, die sich mit der öffentlichen Diskussion der Gentechnik in Europa beschäftigt hat, wurde jetzt der EU-Kommission in Brüssel überreicht. Über drei Jahre haben die unabhängigen Forscher die Gentechnik-Politik, die Medienberichterstattung und die öffentliche Meinung untersucht und vergleichend analysiert. Deutschland fällt durch eine besonders positive Berichterstattung auf.
Das vom renommierten Science Museum in London herausgegebene Buch ist die weltweit größte Studie, um sich über die Gentechnik-Diskussion europaweit zu informieren. Länderreports illustrieren die ökonomische Bedeutung der modernen Biotechnologie, die Geschichte der politischen Regulierung, die Berichterstattung in den Medien und die Einstellungen der Bevölkerung.

Die Ergebnisse zeigen, so Dr. Jürgen Hampel von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, daß es bei der Bewertung der Gentechnik erhebliche Unterschiede in Europa gibt. Von einer einheitlichen europäischen Medienöffentlichkeit, betont Prof. Dr. Georg Ruhrmann von der Universität Jena, könne nach wie vor keine Rede sein. Untersucht man die Einstellungen der Bevölkerungen, so gehört Deutschland neben Dänemark, Schweden, Österreich und der Schweiz zu den Ländern, die der Gentechnik am kritischsten gegenüberstehen. Dies liegt aber weniger an einer kritischen Ablehnung als vielmehr an einer weniger starken Zustimmung. Dr. Jürgen Hampel: "In Deutschland wird die Gentechnik wider Erwarten nicht als riskanter als in anderen europäischen Ländern angesehen." Stärker als vielen anderen Europäern seien den Deutschen dagegen die moralischen Probleme der Gentechnik bewußt.

Insgesamt hat die Medienberichterstattung über Gentechnik in Europa seit den siebziger Jahren kontinuierlich zugenommen. Eine geradezu explosive Steigerung ist seit 1992 zu beobachten. Dr. Matthias Kohring von der Jenaer Universität: "Für viele mag die Erkenntnis überraschend sein, daß Deutschland durch eine besonders positive Berichterstattung auffällt." Dieses Ergebnis werde auch durch andere aktuelle Studien nachhaltig unterstützt. Risiken, so die Jenaer Forscher, spielen dagegen in Deutschland keine Rolle. Sie werden am stärksten in Italien und in Dänemark thematisiert.

Das Fazit von Prof. Ortwin Renn (Akademie für Technikfolgenabschätzung) und Prof. Georg Ruhrmann: "Gentechnik ist in Deutschland mittlerweile eine öffentliche Diskussion über industrielle Modernisierung, bei der vor allem die medizinischen und wirtschaftlichen Nutzen im Vordergrund stehen."

Die Studie beruht auf einer europaweiten Befragung von über 16 000 Personen, die Ende 1996 in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union durchgeführt wurde. Die Untersuchung der Medienberichterstattung erstreckte sich am Beispiel von Qualitätszeitungen von 1973 bis zur Gegenwart. Darüber hinaus wurden die politischen Debatten und gesetzlichen Regelungen zur Gentechnik analysiert.

Dieser durch die EU unterstützten Konzertierten Aktion Biotechnology and the European Public gehören Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Schweden, Dänemark, Finnland, Polen, Norwegen, den USA und Kanada an. Die deutschen Teilnehmer an diesem ambitionierten Projekt sind Prof. Dr. Ortwin Renn und Dr. Jürgen Hampel von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg und Prof. Dr. Georg Ruhrmann, Dr. Matthias Kohring und Dr. Alexander Görke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

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