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Seelische Krankheiten: Genvariante bestimmt die Wirksamkeit gegen Depressionen

 Das Gen FKBP-5 bestimmt über die Wirksamkeit von Antidepressiva
Patienten mit einer bestimmten Variante des Gens FKBP-5 erkranken durchaus auch an Depressionen – offenbar aber kann ihnen ihre individuelle Genvariante bei der Bekämpfung der Gemütskrankheit dann helfend unter die Arme greifen. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Forschern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie.

Den Münchener Forschern gelang es, eine Form des FKBP-5-Gens in der so genannten Stresshormon-Signalübertragung zu identifizieren, die den Wirkungseintritt von Antidepressiva bestimmt. Bei Patienten mit dieser charakteristischen "TT-Variante" des Gens konnte bereits nach einwöchiger Behandlung mit Antidepressiva eine signifikante Verbesserung ihrer Krankheitssymptome erzielt werden, während Patienten mit anderen FKBP-5-Genotypen selbst nach fünf Wochen noch nicht diesen Grad an Besserung erreichten. Gleichzeitig allerdings trat bei Patienten mit TT-Genotyp eine erhöhte Anzahl an depressiven Episoden auf. Zusammengenommen belegen die Forschungsergebnisse jedenfalls, welche zentrale Rolle bestimmte Gene, die eine Funktion bei der internen Regulation der Stressreaktion haben, auch bei der Entstehung von Depressionen und der Wirkung von Antidepressiva spielen.

Sollte es in Zukunft gelingen, eine Korrelation zwischen dem jeweiligen Genotyp eines Patienten und der Wirksamkeit seiner Medikamente herzustellen, könnten Arzneimittel wesentlich erfolgreicher und effektiver als heute eingesetzt werden. Dies wäre dringend wünschenswert, wird doch heute bei etwa zwanzig bis dreißig Prozent der an Depression leidenden Patienten mit Antidepressiva kein zufrieden stellender Behandlungserfolg erzielt. Zudem tritt die Wirkung oft erst nach sechs bis acht Wochen ein, während die Patienten zum Teil erhebliche Nebenwirkungen ertragen müssen.

Noch ist allerdings zu klären, welcher ursächlicher Zusammenhang zwischen der Funktion des FKPB-5-Gens und der Wirkung von Antidepressiva eigentlich genau besteht. Das Gen unterstützt im Körper die dreidimensionale Faltung anderer Eiweißstoffe und beeinflusst damit deren Funktion maßgeblich. Somit steuert FKBP-5 im Organismus etwa die Empfindlichkeit des Glukocortikoid-Rezeptors, der eine zentrale Stellung in der Körperreaktion auf Stress einnimmt. Ist seine Empfindlichkeit beispielsweise verringert, wird die Körperstressreaktion nur verzögert oder eingeschränkt zurückgefahren.

Depressive Patienten zeigen starke Veränderungen ihrer hormonellen Stressreaktion, und Antidepressiva arbeiten nachweisbar oft, indem sie die Rückstellung der chronifizierten Stressreaktion einwirken. Vielleicht aktiviert die TT-Variante des FKBP-5-Gens weitere Regulationswege des Stresshormonsystems, welche von Antidepressiva dann schneller angesprochen werden können.

Auf die pharmazeutische Industrie kommen im Licht der Ergebnisse neue Herausforderungen bei der Markteinführung neuer Medikamente: Zukünftig wird man Patienten- und Kontrollgruppen möglicherweise zuerst auf ihre FKBP-5-Genvarianten hin analysieren müssen, um sicher gehen zu können, dass nachgewiesene rasche oder späte Wirkungen eines neuen Medikaments nicht lediglich auf ein unausgewogenes Verhältnis der verschiedenen FKBP-5-Genvarianten in der Patientengruppe zurückzuführen sind. Die Ergebnisse der aktuellen Studie haben darüber hinaus aber auch direkte Konsequenzen für den Patienten: Bald könnte es möglich sein, die zeitlichen Wirkung von Antidepressiva vorherzusagen und die Therapie bei einer Depression effizienter zu planen – ein erster Anfang für eine individuell abgestimmte Behandlung depressiver Patienten.

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