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Alkoholismus: Genvariante macht Jugendliche anfällig für Alkoholmissbrauch

Alkohol an der Bar
Jugendliche, die eine bestimmte Variante des Gens OPRM1 in sich tragen, neigen zu stärkerem Alkoholkonsum. Der Grund sei, dass sie Alkohol und seine Wirkung als angenehmer empfänden, berichten Wissenschaftler um Robert Miranda, Jr. von der Brown University in Providence, die diesen Zusammenhang jetzt aufdeckten. Hinter dem betroffenen Gen verbirgt sich die Bauanleitung für einen speziellen Rezeptor.

Bei der Genvariante handelt es sich um einen so genannten SNP (single nucleotide polymorphism), das heißt, an einer einzelnen Stelle in der DNA ist ein Basenbaustein durch einen anderen ersetzt. Anscheinend steigere das die Wirksamkeit des Opioidrezeptors, der Teil des neuronalen Belohnungssystems ist und unter anderem auf körpereigene Endorphine reagiert, erläutern die Wissenschaftler. Dass es bei Erwachsenen einen Zusammenhang zwischen der Mutation und Alkoholismus gibt, hatten Forscher bereits beobachtet.

Für die aktuelle Studie nahm das Team um Miranda, Jr. DNA-Proben von 187 Jugendlichen im Alter von rund 15 Jahren und befragte sie zusätzlich zu ihren Trinkgewohnheiten. Knapp über die Hälfte der Freiwilligen, die das fragliche Gen trugen, wiesen gleichzeitig einen gesteigerten Alkoholkonsum auf – verglichen mit nur rund 16 Prozent der Teilnehmer, die das Gen nicht trugen.

Unterschiede gab es auch bei den Gründen, die die Jugendlichen für ihren Alkoholkonsum angaben: Die Träger der Genvariante berichteten häufiger, dass sie die Wirkung und den Geschmack von Alkohol schätzen, während die andere Gruppe eher angab, aus sozialen Gründen zu trinken.

Die Studie zeige, dass Jugendliche aus Gruppendruck und anderen Umweltfaktoren mit dem Trinken anfangen würden, erklärt Miranda, Jr. In späteren Jahren bekämen aber genetisch bedingte Neigungen, wie die Mutation auf dem OPRM1-Gen, mehr Gewicht. Die jetzt untersuchte Genvariante tragen rund 42 Prozent der Bevölkerung. (jd)
  • Quellen
Ray, L. et al.: Initial Evidence of an Association between OPRM1 and Adolescent Alcohol Misuse. In: Alcoholism: Clinical & Experimental Research, im Druck.

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