Jüngere Altsteinzeit: Geologen bestimmen Mindestalter der Chauvet-Höhlenbilder
Die Felsbilder der Chauvet-Höhle gelten als die ältesten der Welt. Wie alt die Malereien im französischen Ardèchetal jedoch tatsächlich sind, ist unter Forschern umstritten. Als jüngste Entstehungszeit sehen einige die Kulturstufe des Magdaléniens (17 000 bis 10 000 Jahre vor heute). Größere Gewissheit über das Mindestalter der Bilder liefern nun die Ergebnisse einer geomorphologischen und radiometrischen Untersuchung: Demnach war der Eingang der 1994 wiederentdeckten Höhle – und somit auch der Zugang zu den Malereien – bereits vor mindestens 21 000 Jahren durch Felsabbrüche verschlossen worden.
Gesichert ist offenbar, dass die Chauvet-Höhle während der Altsteinzeit nur über einen Eingang verfügte. Eine französische Forschergruppe um den Geologen Benjamin Sadier von der Université de Savoie in Le Bourget-du-Lac konnte nun das Ausmaß und die zeitliche Abfolge der Steinabgänge bestimmen, die zur endgültigen Blockierung der Höhle führten.
Hierfür ermittelten sie die Chlor-36-Konzentration an den Abbruchstellen oberhalb des Zugangs. Dieses Isotop entsteht durch den Einfluss kosmischer Strahlung. Seine Zerfallsrate nutzten die Wissenschaftler, um den Zeitpunkt der Steinschläge zu datieren. Anhand der Messergebnisse von 22 Proben gehen die Forscher davon aus, dass es vor etwa 29 000 bis 21 000 Jahren zu drei größeren Felsabbrüchen kam. Berechnungen des abgegangenen Gesteinsschutts zufolge habe der letzte Abbruch vor rund 21 000 Jahren den Eingang endgültig blockiert. Wie die Forscher sagen, handelt es sich bei diesem Datum um einen Mittelwert – die jüngste Chlor-36-Datierung liege bei 19 000 Jahren.
Überdies betonen die Wissenschaftler, dass die Ergebnisse mit der Radiokohlenstoffdatierung von Kohleproben und Knochen aus der Höhle übereinstimmen. Diese Daten deuten auf zwei Belegungsphasen hin: eine erste vor etwa 37 0000 bis 33 000 Jahren und eine zweite vor etwa 32 000 bis 27 000 Jahren. Jüngere Funde sind ausschließlich Säugetierknochen, darunter bildet ein 19 000 Jahre alter Steinbockknochen das jüngste Fundstück. Offenbar war die Höhle mehrere Jahrtausende vor ihrem Verschütten nur mehr von Tieren aufgesucht worden.
Nach Meinung von Sadier und seinen Kollegen schließt dies eine Datierung der Höhlenmalereien ins Magdalénien oder in das vorangehende Solutréen aus. Sie ordnen die Felsbilder mindestens dem Gravettien (vor zirka 31 000 bis 22 000 Jahren) zu.
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