Geophysik: Tonga-Explosionswelle umrundete Erde mehrfach
Am 15. Januar 2022 explodierte der Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai im Tonga-Archipel und überzog die benachbarten Inseln mit einer dicken Ascheschicht. Mindestens drei Menschen starben. Mit welcher Wucht der Vulkan tatsächlich ausbrach, belegen zunehmend Daten zu dem Ereignis. Eine Arbeitsgruppe um Robin Matoza von der University of California in Santa Barbara etwa zeigt in »Science«, wie oft die Druckwelle der Explosion um die Erde raste: Sie breitete sich mit einer Geschwindigkeit von rund 1100 Kilometern pro Stunde aus und umrundete die Erde mindestens viermal innerhalb von sechs Tagen, wie die Aufzeichnungen von tausenden Messstationen weltweit zeigen.
Laut Matoza und Co trat dabei eine so genannte Lamb-Welle als dominanteste atmosphärische Welle auf, die von der Tonga-Eruption angeregt wurde. Sie entsteht nur bei extrem starken, explosiven Ereignissen. Die Daten verglich das Team mit jenen anderer Vulkanausbrüche, darunter dem des Krakataus von 1883. Die Amplitude der Druckwelle erreichte demnach die Größenordnung des Krakatau-Ausbruchs und war zehnmal größer als die Eruption des Mount St. Helens 1980.
Die Auswirkungen der atmosphärischen Druckwelle zeigten sich auch im Meer: Sie löste weltweit Meteo-Tsunamis an, die der im Pazifik ausgelösten geotektonischen Tsunamiwelle vorauseilten. Außerdem erzeugte die Hunga-Eruption eine laut den Wissenschaftlern »bemerkenswerte«, weltweit nachgewiesene Infraschallwelle und einen über 10 000 Kilometer weit hörbaren Knall.
Der Ausbruch gilt als der bisher stärkste des 21. Jahrhunderts; dessen Aschewolken erreichten sogar die Stratosphäre. Die ausgestoßenen Partikel sorgten zudem für ein bislang noch nie nachgewiesenes Gewitter an Blitzen. Aufzeichnungen des finnischen Umwelttechnologiekonzerns Vaisala belegen 590 000 Blitze innerhalb von drei Tagen um die Ausbrüche, beginnend am 13. Januar und mit Höhepunkt am 15. Januar.
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