Direkt zum Inhalt

News: Geringere HIV-Last durch Impfstoff-Kombination

Viel hilft viel. Nicht immer stimmt dieser Grundsatz, aber manchmal eben doch. So hat ein neuer Ansatz in der AIDS-Forschung nun drei Impfstoffe miteinander kombiniert und dabei infizierte Affen erfolgreich vor der Entstehung von AIDS geschützt. Viren waren jedoch nach wie vor nachweisbar, wenn auch in geringeren Konzentrationen. So schützt die dreifache Prophylaxe anscheinend vor dem Ausbruch von AIDS, aber nicht vor einer Infektion.
Noch immer steigt die Infektionsrate von HIV, und ein erfolgreicher Impfstoff wäre nicht nur ein Segen für die Menschheit, sondern auch milliardenschwer. Forscher des Yerkes Regional Primate Center der Emory University und des Emory Vaccine Research Center hatten eine findige Idee: Sie entwickelten einen Multiprotein-Impfstoff, der sich aus zwei so genannten DNA-Impfstoffen und einem modifizierten Poxvirus-Zusatz zusammensetzt. Die größte Stärke dieser Wirkstoff-Kombination ist ihre Fähigkeit, die Eigenschaften mehrerer Proteine miteinander zu verbinden. So stimuliert der Impfstoff das Immunsystem gleich im Kampf gegen die drei wichtigsten viralen Proteine: nämlich Gag, Pol und Env, wobei das Gag-Gen für drei Strukturproteine des Viruskerns codiert, aus Pol unter anderem die Integrase und die Reverse Transkriptase hervorgeht und Env für die Lipidhülle des Virus wichtig ist. Die Antworten des Immunsystems auf alle drei Virus-Proteine erhöhen sein Spektrum und die Fähigkeit des Körpers, HIV zu erkennen und entsprechen zu reagieren.

In einer zweijährigen Studie impften die Mikrobiologin Harriet L. Robinson und ihr Team 24 Affen mit einer Serie von drei Impfungen. Die beiden DNA-Impfstoffe verabreichten sie innerhalb von acht Wochen, um das Immunsystem anzukurbeln, und der dritte Wirkstoff folgte im Abstand von 24 Wochen. Die Affen wurden in vier Gruppen unterteilt, wobei sich einerseits die Impfstoff-Dosis zwischen hoch und niedrig und andererseits die Gabe des Impfstoffes – unter die Haut und in den Muskel – voneinander unterschied. Als Kontrollgruppe dienten zwei Affen, die ein Scheinmedikament erhalten hatten und zwei, die ganz leer ausgingen. Sieben Monate nach Gabe des dritten Impfstoffes infizierten die Wissenschaftler die Tiere mit einer hoch virulenten Kreuzung des HI-Virus und des HIV-ähnlichen Affenvirus SIV (simian immunodeficiency virus). Das so genannte SHI-Virus wurde rektal verabreicht, um eine Infektion über die Schleimhäute wie bei Sexualkontakt zu simulieren. Wie erwartet, waren alle Tiere mit Viren infiziert.

Bei vorher immunisierten Tieren fanden die Wissenschaftler eine hohe Produktion des Immunsystems von T-Zellen, die spezifisch das SHIV bekämpften und zusätzlich viele Gedächtniszellen. Das Vorhandensein dieser Zellen bestätigt den Erfolg einer vorherigen Immunisierung, da sie die Aufgabe des Erinnerns übernehmen und bei einer erneuten Infektion den Erreger schneller erkennen und somit auch schneller darauf reagieren können. Nach der Infektion zeigten die ungeimpften Tiere sehr schnell hohe Viren-Mengen im Blut und entwickelten das Endstadium AIDS, während die Viren-Titer der geimpften Tiere niedrig waren – vergleichbar den Menschen, die mit HIV infiziert sind, aber über eine sehr lange Zeit keine Anzeichen von AIDS zeigen. Und ebenso wie diese Menschen blieben die geimpften Affen gesund, während die Kontrolltiere nach 28 Wochen aufgrund ihrer Krankheitssymptome getötet werden mussten.

So erfolgversprechend die Ergebnisse auch sind, eine vollständige Immunisierung ist mit dieser Kombination nicht möglich. Denn die Viren sind noch immer infektiös. Jedoch wird das Immunsystem mobilisiert, um besser mit dem tödlichen Erreger fertig zu werden und ihn recht erfolgreich in Schach zu halten. 2002 soll der Multiprotein-Impfstoff nun in die Phase der klinischen Studie gehen.

  • Quellen
Yerkes Primate Research Center
Sciencexpress (8. März 2001)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.