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News: Gerüche teilen lernen

Meist riechen unsere zwei Nasenlöcher ja dasselbe. Verpasst eines von beiden aber ständig eine lehrreiche Duftgelegenheit, so kann es später Nachhilfe erhalten - vom Gehirn.
Androstenon bewusst erschnüffeln zu können, ist eine Fähigkeit, auf die manch einer gern verzichten würde. Schließlich müffelt dieses männliche Sexualhormon, ein Steroid, nicht gerade angenehm: "Schmutzige Wäsche" oder gar "urinös" sind beispielhafte Assoziationen derjenigen, die überhaupt etwas riechen, wenn sie mit Androstenon in Kontakt kommen.

Etwa 30 Prozent aller Menschen, übrigens sowohl Männer als auch Frauen, nehmen das Steroid allerdings höchstens unbewusst, jedenfalls aber ohne eine Geruchsempfindung wahr. Dies ändert sich, wenn sie wiederholt erhöhten Androstenon-Konzentrationen ausgesetzt sind: In diesem Fall erlernen auch solche Personen oft dessen Geruch.

Auf solche nicht Androstenon riechende Probanden hatten es jetzt Forscher der University of California um Noam Sobel abgesehen. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, wie ihre Versuchspersonen die Wahrnehmung unbekannter Düfte erlernen und auf welche Weise sie ihr neu erworbenes Wissen gespeichert wird. Bislang vermutete man, dass einfach in den Riechschleimhäuten für jede neuerworbene Geruchsempfindung auch neue, zum gezielten Herausfischen des vormals unbekannten Duftstoffs geeignete sensorische Rezeptoren gebildet und eingebaut werden – und die Nase sich so ihre Geruchswahrnehmung selbst beibringt.

Wäre dies der Fall, so überlegten Sobel und seine Kollegen, dann sollten die beiden Riechschleimhäute der Nasenlöcher auch unabhängig voneinander lernfähig sein. Und dabei müssten sie sogar auf eigenständiges Lernen angewiesen sein, denn ein verbindender Kommunikationskanal von Riechepithel zu Riechepithel über direkte Nervenbahnen besteht zwischen den Nasenlöchern nicht.

Eigentlich ist diese Eigenständigkeit der beiden Nasenschleimhäute ja nebensächlich, denn schließlich riechen sie unter natürlichen Bedingungen doch meist gleichzeitig dasselbe. Für die Forscher um Sobel bot sich darin aber ein Ansatzpunkt, um die Lernfähigkeit der Riechschleimhaut an sich zu testen.

Also konfrontierten sie ihre menschlichen Versuchskaninchen mit eben diesem muffigen Androstenons – und zwar täglich mit mehrere Wiederholungen. Dabei blockierten die Wissenschaftler allerdings stets ein Nasenloch mit einem aufblasbaren Mini-Ballon: Nur das frei zugängliche Riechepithel des anderen Nasenlochs kam dahr mit dem Testduft in Kontakt. Nach 21 Tagen Geruchsbelästigung im Namen der Wissenschaft hatten die menschlichen Versuchskaninchen wie erwartet gelernt, Androstenon zu riechen und die vormals unbekannte Substanz von einer neutralen Kontroll-Duftprobe zu unterscheiden.

Dies galt aber nicht nur für das trainierte, sondern auch für das in der Lernphase verstopfte Nasenloch: Obwohl dessen Riechepithel mit Androstenon überhaupt nicht in Kontakt gekommen war, erschnüffelte es anschließend das Steroid ebenso gut. Da die Riechepithelien nur über ihre Nervenbahnen zum olfaktorischen Cortex des Gehirns neuronal verbunden sind, müsse also das Gehirn eine entscheidende Rolle bei dem Lernprozess übernehmen, schlussfolgert Sobel: "Olfaktorisches Lernen findet, im Gegensatz zu der früheren Vorstellung, nicht alleine in der Nase statt."

Vielleicht helfen die Untersuchungen einmal zu klären, auf welche Weise das Gehirn den Ausfall peripherer Organe kompensieren kann. Vorerst beschäftigen die Forscher sich allerdings damit, mit Hilfe von Magnet-Resonanz-Spektroskopie die am Dufterlernen beteiligten Gehirnregionen näher zu ermitteln. Dabei sollen auch Unterschiede zwischen Riechern und Nicht-Riechern verschiedener Düfte deutlich werden. Bleibt im Sinne zukünftiger Versuchskandidaten zu hoffen, dass sie dafür dann einen angenehmeren Testduft anbieten.

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