Gesichtserkennung: Kriminelle überführen dank Super-Recognizern?
In den letzten Jahren geisterte es immer mal wieder durch die Medien: Super-Recognizer, also Menschen, die überdurchschnittlich gut in der Gesichtserkennung sind, könnten bei der Identifizierung von Straftätern helfen. In Wirklichkeit handelt es sich bei solchen Berichten um Anekdoten – die Probe aufs Exempel fehlte bislang. Diese Wissenslücke haben Maren Mayer vom Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien und Meike Ramon von der Université de Lausanne mit Hilfe echter forensischer Daten geschlossen.
2016 hatten Polizeibeamte die Wissenschaftlerinnen kontaktiert. Deren Versuchspersonen sollten bei der Aufklärung zweier Einbrüche helfen – anhand von Überwachungsaufnahmen und Fotos mehrerer Verdächtiger. Mayer und Ramon ließen daraufhin mehr als 73 solcher Talente der Gesichtserkennung und 45 Kontrollpersonen die übermittelten Überwachungsvideos studieren. Die Teilnehmer sollten mindestens einen von neun möglichen Tätern auf den Fotos auswählen. Zu dieser Zeit war allerdings nicht bekannt, wer tatsächlich der Schurke war. Die Polizei hatte ihn noch nicht überführt. Das änderte sich 2017.
Somit konnten die Forscherinnen testen, ob die visuellen Talente zuverlässige Hinweise liefern. Zudem überprüften sie die gängigen Labormethoden, mit denen man normalerweise versucht, Super-Recognizer zu identifizieren. Das Experiment ergab, dass die Super-Recognizer mit ihrer Einschätzung in 64 Prozent der Fälle richtiglagen; Kontrollteilnehmer hingegen nur in 45 Prozent. Und je besser die Kandidaten in den Labortests abschnitten, desto eher erkannten sie den Täter auf den forensischen Aufnahmen. Die eingesetzten Tests scheinen somit auch eine geeignete Methode zu sein, um die besonderen visuellen Fähigkeiten zu erfassen.
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