Pädagogik: Gestikulieren fördert den Wortschatz
Kleinkinder profitieren von gestenreicher Sprache der Eltern - was auch Defizite sozial benachteiligter Familien erklären könnte.
Wie gut sich Kinder sprachlich ausdrücken können, bestimmt mit über ihre Noten in der Schule und damit über ihren weiteren Erfolg. Schon länger wissen Forscher, dass Kinder aus ärmeren Familien dabei im Nachteil sind: Sie starten bereits mit einem kleineren Wortschatz in ihre Schullaufbahn als Gleichaltrige aus finanziell bessergestelltem Elternhaus. Doch die Benachteiligung beginnt schon früher, wie die Psychologinnen Meredith Rowe und Susan Goldin-Meadow von der University of Chicago nun zeigten: Schon bevor die Kinder sprechen lernen, unterscheidet sich ihre Ausdrucksfähigkeit.
Im Alter von viereinhalb Jahren wurden die kleinen Probanden erneut ins Labor gebeten. Nun sollten sie bei einem Bilder-Vokabel-Test ihr sprachliches Ausdrucksvermögen unter Beweis stellen. Wie die Wissenschaftlerinnen erwartet hatten, war der Wortschatz jener Kinder größer, die schon früh mittels Gesten zu kommunizieren gelernt hatten – also vor allem die Söhne und Töchter aus "gutem Hause".
Eifrig zu gestikulieren, wenn man sich dem Nachwuchs zuwendet, fördere also das Ausdruckspotenzial der Kinder, so die Forscher. Wer schon früh viele bedeutungsvolle Gebärden kenne, erfasse später auch leichter den Inhalt von Wörtern. (cw)
Rowe, M. L., Goldin-Meadwow, S.:Differences in Early Gesture Explain SES Disparities in Child Vocabulary Size at School Entry. In: Science 323(5916), S. 951-953, 2009.
Die Forscherinnen filmten 50 Kleinkinder im Alter von 14 Monaten beim alltäglichen Umgang mit ihren Eltern. Anhand des Videomaterials erstellten sie dann Protokolle aller Äußerungen und Gesten der Eltern und ihrer Sprösslinge. Dabei zeigte sich: Je ausgefeilter die Zeichensprache, die die Eltern innerhalb der 90-minütigen Beobachtungszeit verwendeten, desto mehr Gebärden nutzten auch ihre Kinder. Dabei kam es nicht auf die absolute Zahl der Gesten an, sondern darauf, wie viele unterschiedliche Bedeutungen mit ihrer Hilfe ausgedrückt werden konnten. Wohlhabendere Eltern und ihre Sprösslinge gestikulierten deutlich mehr.
Im Alter von viereinhalb Jahren wurden die kleinen Probanden erneut ins Labor gebeten. Nun sollten sie bei einem Bilder-Vokabel-Test ihr sprachliches Ausdrucksvermögen unter Beweis stellen. Wie die Wissenschaftlerinnen erwartet hatten, war der Wortschatz jener Kinder größer, die schon früh mittels Gesten zu kommunizieren gelernt hatten – also vor allem die Söhne und Töchter aus "gutem Hause".
Eifrig zu gestikulieren, wenn man sich dem Nachwuchs zuwendet, fördere also das Ausdruckspotenzial der Kinder, so die Forscher. Wer schon früh viele bedeutungsvolle Gebärden kenne, erfasse später auch leichter den Inhalt von Wörtern. (cw)
Rowe, M. L., Goldin-Meadwow, S.:Differences in Early Gesture Explain SES Disparities in Child Vocabulary Size at School Entry. In: Science 323(5916), S. 951-953, 2009.
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