Paarungsverhaltensforschung: Gesund oder fürsorglich: Lebenslage regelt Damenwahl
Was Frau bei Mann sucht, ändert sich stark mit den äußeren Umständen, glauben nun britische Statistiker belegen zu können. Lisa DeBruine von der University of Aberdeen und ihre Kollegen vermuten dies nach einigem Herumrechnen in den Kolonnen zweier Datensätze, die erst auf den zweiten Blick etwas miteinander zu tun haben: der Einschätzung attraktiver und weniger attraktiver Männergesichter, die ein paar tausend Kandidatinnen aus 30 Ländern den Forschern verraten haben – und einer Bewertung der nationalen Durchschnittsgesundheit in den Heimatländern der Probandinnen. Mathematisch eindeutiges Resultat: Je schlechter es dem Landesdurchschnitt gesundheitlich geht, desto markanter das Kinn der von den Landestöchtern als attraktiv eingestuften Herren.
Alles Quatsch? Nicht in der Welt der berechenbaren sexuellen Selektion: Hinter dem Zusammenhang, so DeBruine, stecken wichtige Kräfte der Evolution. Am Anfang steht dabei ein Luxusproblem der Frau bei der Auswahl eines zukünftigen Vaters ihrer Kinder: Sie kann zwischen besonders maskulinen, robusten Top-Genen für ihren Nachwuchs wählen oder, alternativ, eher Männer mit brutpflegerischen Qualitäten bevorzugen – also solchen, die nicht in Macho-Art nach der Paarung schnell andernorts Vergnügen suchen, sondern sich gerne liebevoll und auf Dauer dem Aufpäppeln der Kinder widmen. Einen Mann, der beide Qualitäten vereint, hat die Studie aus Gründen der gewollten statistischen Eindeutigkeit nicht vorsehen können – immerhin aber auch keinen, der die Kehrseiten beider Medaillen in sich vereint, also ebenso verantwortungslos wie genetisch-gesundheitlich schwächlich ist.
Die Wahl zwischen den zwei Vorzügen – oder Übeln – können Frauen im Labor übrigens mit einem Blick fällen, wie ähnliche Experimente zur sexuellen Selektion beziehungsweise zur Attraktivitätsbewertung von Gesichtern (das ist in dem Forschungszweig dasselbe) nahe legten. Unbewusst sortieren nämlich um eine Attraktivitätseinschätzung gebetene Frauen Männergesichter nach objektiv messbaren Kriterien, zu denen Dinge wie die Kantigkeit des Kinns gehört. Die optischen Merkmale besonders männlicher Gesichter (oder des Gegenteils) können dann zu idealtypischen, computergenerierten Durchschnittsgesichtern gemixt werden. Diese lassen sich subtil in die eine oder andere Richtung verändern. Zwischen zwei solcherart verformten Extremgesichtern durften die Frauen unter der Aufsicht von DeBruine nun wählen.
Und genau das ist in den Experimenten von DeBruine der Fall: Wo die Lebenserwartung niedrig und Sterblichkeitsrate wie Infektionsgefahren für lebensbedrohende Krankheiten hoch sind, stehen männliche Gesichter höher im Kurs. Wo frau es sich leisten kann – vermutlich liegt Deutschland eher nahe dieser Spitzengruppe –, nimmt man gerne auch mal den genetisch mangelhaften metrosexuellen Mann zum Wohl der besser versorgten Kinder. DeBruine und ihr Team freuen sich: Wo frühere Studien nur die individuellen Vorlieben der Frauen ablesen konnten, gelang ihnen erstmals ein erhellender Blick auf die "systematische überkulturelle Variation der durchschnittlichen weiblichen Bevorzugung von Maskulinität". (jo)
Alles Quatsch? Nicht in der Welt der berechenbaren sexuellen Selektion: Hinter dem Zusammenhang, so DeBruine, stecken wichtige Kräfte der Evolution. Am Anfang steht dabei ein Luxusproblem der Frau bei der Auswahl eines zukünftigen Vaters ihrer Kinder: Sie kann zwischen besonders maskulinen, robusten Top-Genen für ihren Nachwuchs wählen oder, alternativ, eher Männer mit brutpflegerischen Qualitäten bevorzugen – also solchen, die nicht in Macho-Art nach der Paarung schnell andernorts Vergnügen suchen, sondern sich gerne liebevoll und auf Dauer dem Aufpäppeln der Kinder widmen. Einen Mann, der beide Qualitäten vereint, hat die Studie aus Gründen der gewollten statistischen Eindeutigkeit nicht vorsehen können – immerhin aber auch keinen, der die Kehrseiten beider Medaillen in sich vereint, also ebenso verantwortungslos wie genetisch-gesundheitlich schwächlich ist.
Die Wahl zwischen den zwei Vorzügen – oder Übeln – können Frauen im Labor übrigens mit einem Blick fällen, wie ähnliche Experimente zur sexuellen Selektion beziehungsweise zur Attraktivitätsbewertung von Gesichtern (das ist in dem Forschungszweig dasselbe) nahe legten. Unbewusst sortieren nämlich um eine Attraktivitätseinschätzung gebetene Frauen Männergesichter nach objektiv messbaren Kriterien, zu denen Dinge wie die Kantigkeit des Kinns gehört. Die optischen Merkmale besonders männlicher Gesichter (oder des Gegenteils) können dann zu idealtypischen, computergenerierten Durchschnittsgesichtern gemixt werden. Diese lassen sich subtil in die eine oder andere Richtung verändern. Zwischen zwei solcherart verformten Extremgesichtern durften die Frauen unter der Aufsicht von DeBruine nun wählen.
Damit zum zweiten Datensatz: der Gesundheitsstatistik. Einige andere Studien konnten zum Themenkomplex schon beitragen, dass die beim Menschen am Gesicht erkennbare Maskulinität bei anderen Arten mit medizinischen Parametern wie der Langlebigkeit oder dem Fortpflanzungserfolg korreliert – kurz: Männlich ist gesünder. Also sollen Frauen, denen es besonders auf gesunden Nachwuchs ankommt, besonders Besitzer männlicher Gesichter bezirzen. Auf Gesundheit kommt es aber besonders da an, wo sie fehlt – und daher sollten Frauen aus Ländern, in denen es um die Gesundheit nicht gut bestellt ist, besonders männliche Gesichter attraktiv finden.
Und genau das ist in den Experimenten von DeBruine der Fall: Wo die Lebenserwartung niedrig und Sterblichkeitsrate wie Infektionsgefahren für lebensbedrohende Krankheiten hoch sind, stehen männliche Gesichter höher im Kurs. Wo frau es sich leisten kann – vermutlich liegt Deutschland eher nahe dieser Spitzengruppe –, nimmt man gerne auch mal den genetisch mangelhaften metrosexuellen Mann zum Wohl der besser versorgten Kinder. DeBruine und ihr Team freuen sich: Wo frühere Studien nur die individuellen Vorlieben der Frauen ablesen konnten, gelang ihnen erstmals ein erhellender Blick auf die "systematische überkulturelle Variation der durchschnittlichen weiblichen Bevorzugung von Maskulinität". (jo)
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