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Gesundheit: Koffein lindert chronischen Stress

Stress steigert bei manchen Menschen auch automatisch den Kaffee- oder Teekonsum. Dass diese Taktik vielleicht gar nicht von ungefähr kommt, zeigt nun ein Versuch mit Mäusen.
Kaffee

Koffein hilft offenbar gegen die Folgen von chronischem Stress. Das berichten Forscher um Rodrigo Cunha von der Universität Coimbra in Portugal nach einem Versuch mit Mäusen. Die Wissenschaftler setzten die Nager drei Wochen lang andauernder Belastung aus, bis diese schließlich unter vergleichbaren Beschwerden litten wie auch Menschen, die lange Zeit unter Dauerstress stehen. Im Bezug auf die Tiere bedeutete das: Sie zeigten sich ängstlich und hilflos, entwickelten Gedächtnisschwierigkeiten und gar depressionsähnliche Symptome.

Hatten die Mäuse zuvor und während Experiments allerdings regelmäßig Koffein oder einen synthetischer Wirkstoff, der ähnlich wie das Stimulans wirkte, über Futter oder Wasser zu sich genommen, prallte die seelische Belastung besser an ihnen ab. Auch im Nachhinein half Koffein den Tieren noch und ließ die chronischen Stresssymptome wieder abklingen: So schnitten die Nager nach der Einnahme besser im Gedächtnistest ab und zeigten außerdem weniger depressives Verhalten als eine unbehandelte Kontrollgruppe.

Die Wirkung des Koffeins hängt den Forschern zufolge mit den so genannten Adenosin-A2A-Rezeptoren im Gehirn zusammen. Diese werden bei Stress vor allem im Hippocampus hochreguliert und spielen offenbar eine entscheidende Rolle bei den Signalprozessen, die für die Entstehung der Stresssymptome verantwortlich sind. Koffein blockiert als Antagonist diese Rezeptoren und sorgt so auch für eine Linderung der Beschwerden. Dabei wirkte es zumindest im Tierversuch sogar ähnlich effektiv wie das Stummschalten des Gens, das für die A2A-Rezeptoren kodiert.

Die Wissenschaftler glauben, dass sich auch viele Menschen diese Eigenschaft des Koffeins unbewusst zu Nutze machen: "Wer unter Stress steht, trinkt meist mehr Kaffee oder Tee. Weil in beiden Getränken Koffein enthalten ist, handelt es sich dabei um so etwas wie eine Eigenbehandlung der Betroffenen", sagt Christa Müller von der Universität Bonn, Mitautorin der Studie. Eine Einladung zum Kaffee- oder Teekonsum in rauen Mengen ist das zwar nicht, gegen ein paar Tassen täglich sei bei gesunden Personen jedoch nichts einzuwenden. Ob Koffein darüber hinaus aber auch Menschen mit chronischen Beschwerden oder gar einer Posttraumatischen Belastungsstörung helfen kann, müsse noch in klinischen Studien erprobt werden. Auch die gedächtnisfördernde Wirkung des Stimulans ist bisher nicht ausreichend belegt.

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