Polarjahr 2007/2008: Gewalttour durch den Eispalast
Von Scott und Amundsen bis hin zu Reinhold Messner und Arved Fuchs: Immer wieder reizt es Menschen - vor allem Männer -, sich zu Fuß durch die eisigen Weiten von Arktis oder Antarktis zu quälen. Berühmt wurden sie fast alle, und legendär sind die Strapazen, die sie dafür auf sich nahmen. Im Moment nehmen zwei Belgier diese Tortur auf sich.
Es ist ein abenteuerliches Unterfangen und eine Premiere zugleich: Zu Fuß und auf Skiern wollen Alain Hubert und Dixie Danscercoer von Sibirien aus über den Nordpol nach Südgrönland marschieren. Ihr Ziel neben dem nördlichsten Punkt des Planeten: das Sammeln wissenschaftlicher Daten und ein plakativer Appell für den Schutz der tauenden Arktis.
Reizvolle Aufgabe
Ihre gesamte Ausrüstung und Versorgung müssen sie dabei auf mehr als zwei Meter langen Schlitten hinter sich her ziehen. Sie wogen zu Beginn der Tour voll beladen 120 Kilogramm. Ganz allein auf ihre Kondition verlassen sich die beiden Abenteurer allerdings nicht, denn spätestens auf Grönland möchten sie die Kraft des Windes ausnutzen: Mit speziellen Drachenschirmen – so genannten Kites – wollen sich die Belgier über den Gletscher ziehen lassen wie Windsurfer über das Meer. Innerhalb von nur drei Wochen sollen damit etwa 2000 Kilometer auf der weltgrößten Insel durchmessen werden: "Man entscheidet nicht selbst, wie weit man reisen möchte. Wenn der Wind bläst, muss man segeln – auch wenn es zwanzig Stunden andauert", so Alain Hubert vor der Abreise gegenüber der BBC.
Um überhaupt nach Grönland zu gelangen, müssen Hubert und Danscercoer viele Schwierigkeiten und Gefahren überwinden. Erst letztes Jahr gab der Brite Jim McNeill sein Vorhaben auf, alle vier Pole der Nordhalbkugel (den geografischen, den magnetischen, den geomagnetischen und jenen der Unzugänglichkeit) zu bereisen: Statt festem Meereis erstreckten sich vor ihm weite Strecken offenen Wassers. Ständig könnten sich Eisspalten öffnen oder die Männer in zu dünnem Eis einbrechen.
Gefahren lauern
Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft?
Und dann stehen noch die Forschungsarbeiten auf dem Plan: Alle 25 Kilometer wollen die beiden auf dem Nordpolarmeer über jeweils 300 Meter Streckenlänge die Dicke des Meereises ermitteln. Ihre Daten sollen später mit Satellitenmessungen der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa verglichen werden, um zu überprüfen, wie genau die Satelliten arbeiten und welche Nachbearbeitung der Aufnahmen nötig ist.
Vielleicht gehören die Belgier ohnehin zu den Letzten, denen sich überhaupt noch die Chance bietet, die Arktis zu durchqueren. Denn viele Klimamodelle prophezeien der Polregion bereits in wenigen Jahrzehnten durch die Erderwärmung vollkommene Eisfreiheit im Sommer und damit ebenfalls zu dünne Gefrornis im Frühling. Oder, wie Reinhold Messner es ausdrückt: "In zwanzig Jahren wird man wahrscheinlich mit einem kleinen Bötchen machen können, was die Belgier jetzt noch mit dem Schlitten versuchen."
Seit dem 1. März sind Hubert und Danscercoer nun schon vom Kap Arkishewski in Russland unterwegs, und sollten sie tatsächlich im Juni in Narssarssuaq an der Südspitze Grönlands ankommen, werden sie die längste Reise absolviert haben, die je ein Mensch durch die Polregionen angegangen ist – immerhin 4300 Kilometer gilt es zurückzulegen. Und noch niemand zuvor kam auf die Idee, erst ein Meer zu überqueren, dann auf den grönländischen Eispanzer zu steigen – der bis zu 3000 Meter hoch aufragt – und diesen schließlich von Nord nach Süd zu bewandern.
Reizvolle Aufgabe
Ihre gesamte Ausrüstung und Versorgung müssen sie dabei auf mehr als zwei Meter langen Schlitten hinter sich her ziehen. Sie wogen zu Beginn der Tour voll beladen 120 Kilogramm. Ganz allein auf ihre Kondition verlassen sich die beiden Abenteurer allerdings nicht, denn spätestens auf Grönland möchten sie die Kraft des Windes ausnutzen: Mit speziellen Drachenschirmen – so genannten Kites – wollen sich die Belgier über den Gletscher ziehen lassen wie Windsurfer über das Meer. Innerhalb von nur drei Wochen sollen damit etwa 2000 Kilometer auf der weltgrößten Insel durchmessen werden: "Man entscheidet nicht selbst, wie weit man reisen möchte. Wenn der Wind bläst, muss man segeln – auch wenn es zwanzig Stunden andauert", so Alain Hubert vor der Abreise gegenüber der BBC.
Trotz der Strapazen ist es aber eine sehr reizvolle Aufgabe. Schließlich ist die Arktis trotz aller Probleme durch Klimawandel und Umweltverschmutzung immer noch eine Wildnis, locken neben bizarren Eisformationen eine eigentümliche Tierwelt, sternenklare Nächte und vielleicht Polarlichter: "Sie können in eine Welt hineinschauen, die man sonst nie begreifen wird, wenn man nur in der Zeitung liest, dass das Packeis am Nordpol dünner wird – das geht nur vor Ort. Es ist sehr emotional, das alles selber Tag für Tag zu erleben und dem ausgesetzt zu sein", schwärmt Reinhold Messner, der Südtiroler Bergsteiger, der sich 1995 selbst zu Fuß von Kanada nach Sibirien durch die Arktis aufmachte, aber unterwegs scheiterte.
Um überhaupt nach Grönland zu gelangen, müssen Hubert und Danscercoer viele Schwierigkeiten und Gefahren überwinden. Erst letztes Jahr gab der Brite Jim McNeill sein Vorhaben auf, alle vier Pole der Nordhalbkugel (den geografischen, den magnetischen, den geomagnetischen und jenen der Unzugänglichkeit) zu bereisen: Statt festem Meereis erstreckten sich vor ihm weite Strecken offenen Wassers. Ständig könnten sich Eisspalten öffnen oder die Männer in zu dünnem Eis einbrechen.
Gefahren lauern
Schreckensmomente können zudem durch Eisbären ausgelöst werden, die problemlos einen Menschen zu überwältigen vermögen. Weniger problematisch dürften dagegen die psychischen Probleme laut Messner sein: "Wenn man so etwas gelernt hat, sich darauf vorbereitet hat, werden die Sorgen und Ängste abfallen, sobald man losgeht." Sollte dennoch etwas passieren, so stehen die Chancen für Hubert und Danscercoer verhältnismäßig gut. Da Hubert für die BBC ein Internet-Tagebuch führen möchte und auch mit der International Polar Foundation in Kontakt steht, könnten sie wohl jederzeit per Satelliten-Telefon Hilfe aus Russland anfordern – kein Vergleich zu den ersten Polarforschern, die völlig auf sich allein gestellt waren.
Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft?
Und dann stehen noch die Forschungsarbeiten auf dem Plan: Alle 25 Kilometer wollen die beiden auf dem Nordpolarmeer über jeweils 300 Meter Streckenlänge die Dicke des Meereises ermitteln. Ihre Daten sollen später mit Satellitenmessungen der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa verglichen werden, um zu überprüfen, wie genau die Satelliten arbeiten und welche Nachbearbeitung der Aufnahmen nötig ist.
Zudem möchten Hubert und Danscercoer durch ihre Tour auf die Verletzlichkeit der Arktis aufmerksam machen: "Damit jungen Menschen diese Probleme bewusster werden, müssen Entdecker heute wissenschaftlich arbeiten und sich in der Bildung engagieren", so Hubert. Messner sieht das kritisch: Natürlich könne man Aufmerksamkeit auf die Arktis lenken, doch dazu müsse man nicht unbedingt hinfahren, denn schon das sei mit weiteren Schäden verbunden – etwa durch die Flüge. Und das Abenteuer dürfe nicht immer gerechtfertigt werden, indem man ihm etwas anhänge, das nicht dazu passt wie die Ökologie.
Vielleicht gehören die Belgier ohnehin zu den Letzten, denen sich überhaupt noch die Chance bietet, die Arktis zu durchqueren. Denn viele Klimamodelle prophezeien der Polregion bereits in wenigen Jahrzehnten durch die Erderwärmung vollkommene Eisfreiheit im Sommer und damit ebenfalls zu dünne Gefrornis im Frühling. Oder, wie Reinhold Messner es ausdrückt: "In zwanzig Jahren wird man wahrscheinlich mit einem kleinen Bötchen machen können, was die Belgier jetzt noch mit dem Schlitten versuchen."
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