Gewürzmischung: Curry ist uralt
Was heute an Zutaten in Curry steckt, mischten Menschen schon vor rund 2000 Jahren in einer Gewürzmixtur zusammen. Ein Forscherteam um Weiwei Wang von der Australian National University entdeckte an Reibesteinen aus Vietnam mikroskopische Spuren von diversen Gewürzpflanzen, darunter Kurkuma, Ingwer, Nelke und Muskatnuss. Dabei handelt es sich um Bestandteile für Curry. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten im Fachblatt »Science Advances«, dass Geräte und Rezeptur für die Mischung aus Südasien eingeführt wurden. Die Curryzutaten gelangten aus verschiedenen Winkeln der asiatischen Welt nach Vietnam. Ältere Studien zeigten bereits, dass offenbar früh Gewürzrouten existierten. Die Pflanzenstoffe kamen aus Indien und Indonesien bis nach China und sogar in die Mittelmeerregion.
Archäologen stießen auf die Reibesteine am südvietnamesischen Fundplatz Oc Eo im Mekong-Delta. Vom 1. bis zum 8. Jahrhundert florierte dort eine der größten Hafenstädte im Königreich von Funan. An den Steingeräten hafteten hunderte Stärkekörner, Pollen und Phytolithe – das sind Kieselsäurepartikel, die in Pflanzen stecken; ebenso fanden die Fachleute gut erhaltene Samen.
Die Spuren an zwölf Reibegeräten konnte das Forscherteam als Gewürzpflanzen bestimmen, die ursprünglich aus Indien und Sri Lanka, aus Jawa, Sumatra und den Molukken in Indonesien und aus China stammten. Am häufigsten dokumentierte die Arbeitsgruppe Kurkuma (Curcuma longa), Ingwer (Zingiber officinale), Fingerwurz (Boesenbergia rotunda), Gewürzlilie (Kaempferia galanga), Thai-Ingwer (Alpinia galanga), Gewürznelke (Syzygium aromaticum), Muskatnuss (Myristica fragrans) und Zimt (Cinnamomum sp.). Diese Zutaten würden heute noch vor allem in die Gewürzmischung Curry in Südostasien kommen, schreiben die Studienautorinnen und -autoren.
Bei den Ausgrabungen in Oc Eo kam auch ein spezielles Reibetischchen zum Vorschein. Ähnliche Fundstücke sind aus Nord- und Mittelindien bekannt. Die Reibegeräte gebrauchten Menschen dort zwischen 500 v. Chr. und 300 n. Chr., um Curry anzumischen. Offenbar waren die Tischchen dann vor rund 2000 Jahren in Vietnam in Gebrauch. Mit ihnen wurde wahrscheinlich auch Curry eingeführt, wie das Forscherteam annimmt. Die Gewürzmischung selbst könnte aber sehr viel älter sein. Ungefähr 4000 Jahre alte Funde in Indien und Pakistan deuten auf die Harappa-Kultur als Ursprung hin.
»Der weltweite Gewürzhandel hat seit der Antike Kulturen und Wirtschaftsregionen in Asien, Afrika und Europa miteinander verbunden«, erklärt Weiwei Wang laut einer Pressemitteilung ihrer Universität. »Jetzt wissen wir, dass die Hafenstadt Oc Eo als kultureller und handelspolitischer Knotenpunkt eine wichtige Rolle in diesem Handel spielte.«
Bereits während der Bronzezeit gelangten pflanzliche Stoffe aus Südasien auch in die Mittelmeerregion. So führten die Ägypter im 2. Jahrtausend v. Chr. schwarzen Pfeffer ein, ebenso kamen Kurkuma und Zimt in mediterrane Gebiete. Kurkuma, das bereits für die Harappa-Kultur im Industal in einer Zeit zwischen 2600 und 2200 v. Chr. bezeugt ist, fand sich im Zahnstein von Toten in Megiddo im heutigen Israel. Forschende datieren diesen Fund um 1500 v. Chr. Spätestens im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. bezogen die Ägypter Substanzen zur Mumifizierung aus Südostasien, etwa spezielle Harze.
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