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News: Gezähmtes Herpes zerstört Krebszellen

Wissenschaftler haben ein Virus entwickelt, das Toxine in Krebszellen einschmuggelt. Die Technik könnte für die Dezimierung der verbleibenden Krebszellen nach der chirurgischen Entfernung eines Tumors besonders hilfreich sein.
Viren sind ein natürlicher Bote für Medikamente, weil sie leicht in Zellen eindringen können. Antonio Chiocca, ein Neuro-Onkologe am Massachusetts General Hospitalin Boston glaubt, einen Weg gefunden zu haben, wie man ein Virus veranlaßt, nur Krebszellen zu schädigen. Wie in der Mai-Ausgabe des Nature Biotechnology (Abstract) beschrieben, verwendete Chiocca das Herpes simplex-Virus und machte es unschädlich, indem er das Gen für dieRibonukleotid-Reduktase entfernte. Dieses Enzym benötigt das Virus für seine Fortpflanzung. Ribonukleotid-Reduktase wird von Krebszellen in abnormal hohen Konzentrationen produziert. Daher vermutete Chiocca, daß das Virus sich nur in Krebszellen fortpflanzen und aus ihnen hervorbrechen würde. Um das Virus mit einer noch tödlicheren Wirkung gegen die Tumorzellen auszustatten, rüstete Chiocca es mit einer zweiten Waffe aus – dem Gen für das CYP2B1-Protein. Dieses Protein aktiviert das Medikament Cyclophosphamid (CPA), das die Zellteilung hemmt.

Setzten die Wissenschaftler das modifizierte Virus gegen gezüchtete Krebszellen ein, so überlebten davon 60%. Behandelten sie die mit dem Virus infizierten Zellen zusätzlich mit CPA, überlebten nur 10% der Krebszellen. Als nächstes injizierten sie das Virus und CPA in fünf Mäuse, die menschliche Gehirntumore trugen. Nach 3 Wochen waren vier der fünf Tumore verschwunden. Bei fünf Mäusen, denen nur das Virus injiziert wurde, bildete sich dagegen nur ein Tumor zurück.

Nach einer operativen Entfernung eines Tumors könnte die Virus-CPA-Kombination eingesetzt werden, um verbleibende Krebszellen abzutöten, sagte das Teammitglied Richard Chunga. "Auf diese Weise können wir sicher sein, die wenigen verbleibenden Krebszellen zu erwischen." Ein Vorteil dieser Methode ist, fügte Michael Blaese hinzu, Leiter der Gentherapie-Abteilung des National Human Genome Research Institute in Bethesda, Maryland, daß das Virus viele Tumorzellen abtöten kann, die dem Messer des Chirurgen entgehen. Allerdings, so Blaese, "sitzt das Immunsystem nicht einfach nur herum und kratzt sich am Kinn." Es kann das Virus in ein paar Wochen eliminieren, bemerkte er, und könnte bei wiederholten Behandlungen sogar noch schneller reagieren und so den Nutzen der Behandlung mindern.

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