Magnetische Nanopartikel: Gezielter Durchstoß durch die Blut-Hirn-Schranke
In den allermeisten Fällen kann man sich glücklich schätzen, wenn die Blut-Hirn-Schranke ein festes Bollwerk bildet: Krankheitserreger oder andere schädliche Substanzen können dann nicht bis ins Hirn vordringen. Doch leider verhindert die Barriereschicht entlang der Blutgefäße auch zahllose Therapien von Gehirnerkrankungen – denn die meisten Medikamente können die Schranke ebenfalls nicht passieren. Eine Hirn-OP ist daher in vielen Fällen das einzige Mittel.
Mit Hilfe eines magnetischen Nanopartikels wollen Wissenschaftler der Université de Montréal nun jedoch den Wirkstoffen ein Einfallstor verschaffen. Die winzigen Teilchen sollen an die gewünschte Stelle gelotst werden und dort durch Temperaturerhöhung eine kleine Bresche in das Bollwerk reißen. Nach rund zwei Stunden soll sich das Loch dann wieder von allein schließen.
Im Tierexperiment an Mäusen habe das Team um Seyed Nasrollah Tabatabaei nun die Machbarkeit dieses Ansatzes demonstriert, schreibt die Universität in einer Mitteilung. Zur Positionierung der magnetischen Teilchen verwendeten die Forscher ein bereits früher erprobtes Verfahren, bei dem ein Magnetresonanztomograf die Partikel ans Ziel lenkt. Mit Hilfe hochfrequenter Radiowellen wird anschließend eine geringe Temperaturerhöhung ausgelöst. Die Tierversuche hätten gezeigt, dass keine Entzündungsreaktion auftrete.
Die Technik von Tabatabaei und Kollegen ist beileibe nicht der erste Versuch, die Blut-Hirn-Schranke auf Kommando zu öffnen. Andere Ansätze hätten jedoch zu große Löcher gerissen oder andere schädliche Nebenwirkungen gehabt, argumentieren die Wissenschaftler. Die Stärke ihres Verfahrens sei der Kombinationsaspekt: Derselbe Nanopartikel, der die Blut-Hirn-Schranke öffne, diene auch dank seiner magnetischen Steuerbarkeit der Navigation, und er könne als Transporter eingesetzt werden, indem er den Wirkstoff an sich bindet und erst im Zielgebiet wieder freigibt.
Bis es zu einer Anwendung am Menschen kommt, sei jedoch noch eine Vielzahl weiterer Untersuchungen nötig, so die Wissenschaftler.
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