Und jetzt zum Wetter: Gibt es weiße Weihnachten?
Das Wetter: Die Tiefdruckautobahn
Tief "Doris" ist durch, Tief "Engel" steht in den Startlöchern: Wie auf einer Autobahn rasen momentan die Schlechtwettergebiete über den Atlantik – und lassen keine Winterstimmung in Mitteleuropa aufkommen. Mit Durchzug der einzelnen Fronten schwanken die vorherrschenden Windrichtungen zwischen Nord- und Südwest und je nachdem werden eher frische beziehungsweise milde, feuchte Luftmassen herangeführt. Dementsprechend rar macht sich die Sonne, und Wolken dominieren, aus denen es regelmäßig, teils auch kräftig regnet. Schnee mischt sich allenfalls in den Hochlagen darunter, wenn die Winde vom nordwestlichen Atlantik aus wehen, doch schmelzen die Flocken rasch wieder dahin, wenn die Strömung auf Südwest dreht. Dazu wehen immer wieder kräftige Sturmböen; die Temperaturen schwanken zwischen kühlen fünf Grad Celsius bis hin zu zwölf, vereinzelt sogar 14 Grad Celsius, wie sie am Wochenende im Westen Deutschlands erwartet werden.
Die Ursache: Die Westwetterlage
Immer wieder stieß polare Kaltluft in den letzten Tagen und Wochen aus der Arktis über die Labradorsee nach Süden vor und vermengte sich vor Neufundland mit wärmeren Luftmassen aus den Subtropen: Aus den Verwirbelungen entstanden kräftige Tiefs, die der Jetstream mit hoher Geschwindigkeit über den Atlantik treibt. Unterwegs wühlen die Stürme das Meer auf, so dass teilweise haushohe Brecher an die Westküsten Europas brandeten, bevor die Orkane weiter über die Britischen Inseln in Richtung Skandinavien zogen. Ihre Ausläufer streiften dabei Deutschland und produzierten das gewohnte Schmuddelwetter dieses Dezembers – nur gelegentlich unterbrochen von kurzen Zwischenhochs mit Sonnenschein.
Angetrieben wird die Schlechtwetterpumpe auch durch den momentanen kräftigen Gegensatz zwischen dem Islandtief im Norden und dem subtropischen Azorenhoch. Wie eine Düse bläst dieser Druckkontrast milde Atlantikluft nach Osten und hält damit sibirische Kaltluft fern. Dieses Wechselspiel zwischen den beiden Luftdruckpolen bezeichnet man als Nordatlantische Oszillation: Sie befindet sich in ihrer positiven Phase, die mit milden und stürmischen Westlagen verbunden ist. Erst wenn sie sich abschwächt und in die negative Phase abrutscht, schläft die atlantische Wetterküche ein – und eisige Luft kann aus Osten vorstoßen. Die Vorhersagen deuten an, dass die positive Konstellation uns bis Jahresende erhalten bleibt. Ohnehin gelten Westwetterlagen als sehr stabil; es müssen schon größere Umbrüche in der Atmosphäre stattfinden, um sie zu beenden – etwa eine Umkehrung der arktischen Luftzirkulation von West nach Ost, was gegenwärtig ebenfalls nicht ersichtlich ist.
Die Folgen: Weihnachten bleibt grün
Noch sind es ein paar Tage hin bis Weihnachten und die Prognosen entsprechend noch unsicher. Doch die Wahrscheinlichkeit für Schnee an Heiligabend ist schon beträchtlich gesunken – im Gegenteil: Viele Wettermodelle gehen sogar von einer stürmischen Entwicklung für die Feiertage aus. Sie führt weiterhin überwiegend milde Luft heran. Da sich die Luftdruckgegensätze zwischen den Tiefs im Norden und Hochdruckgebieten im Mittelmeer weiter verschärfen, lebt der Wind auf. Vor allem an der Küste und in den Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen sind dann sogar orkanartige Böen möglich.
Interessant sieht es für Heiligabend selbst aus: Über Jütland entwickelt sich dann laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ein kleines Tief, das rasch über Deutschland hinweg zu den Alpen zieht, wo es am Abend schon ankommen soll. Auf seiner Rückseite kann kalte Luft einsickern, so dass es in höheren Lagen ab 600 Metern durchaus feuchten Schnee geben kann. Am ersten Weihnachtsfeiertag dringt weitere kalte Luft nach Nord- und Ostdeutschland vor: Hier kann sich in den Mittelgebirgen ein leichter Anflug von Winter einstellen. Nach einer über weite Flächen geschlossenen Schneedecke sieht es dennoch nicht aus. Und am zweiten Weihnachtsfeiertag könnte der Spuk zudem schon wieder beendet sein, wenn das nächste Sturmtief von der Nordsee wieder mildere Luft hereinbläst.
Gibt es noch weitere Optionen? Die meisten Wettermodelle sind sich ziemlich einig, dass die Weihnachtsfeiertage nasskalt werden und sich maximal in den Mittelgebirgen mitunter Schnee durchsetzt – nur zeitlich schwanken sie ein wenig um einen Tag hin oder her. Aber für Winterromantiker dürfte dies lediglich ein schwacher Trost sein. Das gilt erst recht, wenn sich das Modell der chinesischen Wetterbehörde bewahrheiten sollte: Es prognostiziert nach dem Durchzug der Festtagstiefs einen kräftigen Hochdruckrücken über Mitteleuropa mit Luftzufuhr aus dem Süden! Damit steht es allerdings bislang allein.
Die Aussichten: Frostluft ist weit
Wann könnte denn die eingefahrene Zirkulation umkippen? Auch wenn gegenwärtig nichts darauf hindeutet, dann wäre dies beispielsweise durch ein Umkehr der Luftdruckgegensätze denkbar: Während sich über Skandinavien ein Hoch positioniert, dominiert tiefer Druck den Mittelmeerraum. Da sich das Hoch im und das Tief entgegen dem Uhrzeigersinn dreht, zapfen sie sibirische Kaltluftmassen an und machen den Weg dafür nach Mitteleuropa frei. Nichts spreche aber laut dem DWD gegenwärtig für diese Konstellation. Im Gegenteil: Die kalte Luft ist weit nach Osten verdrängt – und hätte einen entsprechend langen Weg nach Westen vor sich. Ski- und Rodelfreunde müssen also vorerst weiter tapfer sein.
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