News: Gift gegen Zellteilung
Unbekannt war bisher die genaue Wirkung des Bakterientoxins. Maria Lara-Tejero und Jorge Galán von der School of Medicine der Yale University in New Haven fanden jetzt in der Art Campylobacter jejuni das Protein CdtB, das offensichtlich für die toxische Wirkung verantwortlich ist (Science vom 13. Oktober 2000). CdtB ähnelt in seinem Aufbau dem Enzym DNase, das die Erbsubstanz DNA abbaut.
Das Toxin entfaltet seine giftige Wirkung unmittelbar vor Beginn der Zellteilung. Jede gesunde, sich teilende Zelle durchläuft einen typischen Zellteilungszyklus: Nach der eigentlichen Teilung, der Mitose, beginnt die Wachstumsphase der Zelle, die auch als Interphase bezeichnet wird. Sie beginnt mit der G1-Phase (gap für "Lücke"), an die sich die S-Phase anschließt. Hier verdoppeln sich die Chromosomen. In der nachfolgenden G2-Phase wächst die Zelle weiter und bereitet sich auf die neue Zellteilung vor.
Die beiden Mikrobiologen konnten nun nachweisen, dass das Bakterientoxin die Zell-DNA genau im Übergang zwischen G2-Phase und Mitose angreift. Die vergiftete Zelle versucht, die DNA-Schäden zu reparieren und unterbricht daher ihren Teilungszyklus. Sie bleibt damit in der G2-Phase "gefangen". Da sie weiter wächst, schwillt sie schließlich krankhaft bis zur fünffachen Größe an.
Die Wissenschaftler spekulieren, dass der Krankheitserreger Campylobacter auch Darmkrebs auslösen könnte, da das Bakterientoxin unmittelbar die DNA der Wirtszellen schädigt. Die dadurch ausgelösten Mutationen könnten zumindest das Krebsrisiko erhöhen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 16.6.1998
"Alte Keime – neue Risiken "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 4/96, Seite 68
"Der Erreger des Magengeschwürs"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.