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Saturnmonde: Gigantische Eislawinen formen Iapetus' Antlitz

Eislawine auf Iapetus

Der Saturnmond Iapetus ist ein auffälliges Mitglied des Sonnensystems: Zwar sind weder sein durchschnittlicher Durchmesser von 1470 Kilometern noch seine Zusammensetzung aus Wassereis und kleinen Anteilen an Silikatgestein für einen mittleren Saturnmond außergewöhnlich. Aber Iapetus ist wohl der einzige Mond des Sonnensystems, dessen Form der einer Walnuss ähnelt: Der Mond weist einen bis zu 20 Kilometer hohen Bergzug auf, der sich fast um den gesamten Äquator zieht. Nun berichten Forscher die Entdeckung einer weiteren Besonderheit: riesige, bis zu 80 Kilometer lange Eislawinen.

Eislawine auf Iapetus | Diese Aufnahme einer Eislawine auf dem Saturnmond Iapetus wurde von der Raumsonde Cassini gemacht. Nach einer Analyse von 30 Lawinen auf Iapetus konnten Forscher nun berichten, dass diese zum Teil sehr viel länger sind, als sie unter Betracht der herrschenden Kräfte sein dürften: Das Phänomen liegt am abnehmenden Reibungskoeffizienten, aber sein Ursprung ist bis jetzt noch ungeklärt.

Die Wissenschaftler um William B. McKinnon von der Washington University in St. Louis entdeckten 30 Eislawinen, als sie Bilder der Raumsonde Cassini auswerteten. Diese Lawinen lösten sich sowohl der äquatorialen Bergkette sowie von sehr tiefen Einschlagkratern ab, ausgelöst von Meteoriteneinschlägen oder durch die seismischen Effekte von weiter entfernten Einschlägen. Dabei sind diese Rutsche deutlich länger, als sie aufgrund der herrschenden Kräfte eigentlich sein dürften: Normalerweise gilt die Regel, dass die Länge eines Bergrutsches höchstens doppelt so groß ist wie seine Höhe.

Damit eine Lawine weiter rutscht, muss folglich die Reibung zwischen Rutsch und Grund reduziert werden, das heißt, der Reibungskoeffizient muss abnehmen. Die Eislawinen auf Iapetus finden ihr irdisches Äquivalent in Bergstürzen: Auch hier ist der Reibungskoeffizient der Felsbewegung niedriger, als man eigentlich erwarten würde und das Lockermaterial und Geröll verhält sich während des Sturzes eher wasser- als gesteinsähnlich. Es gibt mehrere Erklärungsansätze für dieses Phänomen, allerdings ist der genaue Mechanismus dahinter unbekannt.

Die Tatsache, dass nun auf Iapetus ähnliche Erdrutsche entdeckt wurden, schließt allerdings solche Theorien aus, die auf dem Saturnmond nicht zum Tragen kommen: Was für die Eislawinen auf diesem Saturnmond gilt, muss auch für die Bergstürze auf der Erde gelten. Da Iapetus keine Atmosphäre hat, kann der Einfluss der Luft zwischen Boden und Lawine vernachlässigt werden; ebenso wie der Einfluss von Grundwasser, das den Boden befeuchten und damit glatter machen könnte: Auf Iapetus gibt es kein flüssiges Wasser.

Eine Theorie der Wissenschaftler besagt, dass der Reibungskoeffizient von Eis mit zunehmender Geschwindigkeit abnimmt: Je schneller Eis aneinander reibt, desto weniger Widerstand erfährt es. Das Gleiche könnte auch für Gestein der Fall sein. Es ist eine Anregung an Experimentalphysiker, diese Hypothese zu testen: Die Eislawinen auf dem Saturnmond könnten so dazu beitragen, geologische Fragen irdischen Ursprungs zu klären.

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