Larsen C: Gigantischer Eisabbruch beschleunigt sich
Ein seit Jahrzehnten vorhandener Riss im Schelfeis Larsen C vor der Küste der Antarktischen Halbinsel wächst seit letztem Jahr mit hohem Tempo – erreicht er das Meer, entsteht der drittgrößte bekannte Eisberg in der Antarktis seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Die Chancen, dass dieses Ereignis in naher Zukunft stattfindet, sind nun sogar nochmal gestiegen, wie Adrian Luckman von der Swansea University und seine Kollegen melden. Der ursprüngliche Riss habe sich seit Februar eigentlich nicht mehr weiter fortgepflanzt. "Doch dafür hat sich ein neuer Zweig abgespaltet, der sich in Richtung Eiskante bewegt", so der Glaziologe. Erreicht er das Meer, lösen sich rund 5000 Quadratkilometer Eis vom Schelfeis und können davontreiben.
Nur noch 20 Kilometer trennen den Spalt vom Ozean, der sich auf einem direkteren Weg dahin befindet als der momentan ruhende Bruch. Warum sich dieser Teil des Risses in den letzten Monaten praktisch nicht verändert hat, ist unklar, nachdem er im Dezember und Januar um knapp 30 Kilometer länger wurde. Allerdings hat er sich in den vergangenen Monaten stetig geweitet – durchschnittlich um rund einen Meter pro Tag. Die Verlangsamung könnte jedenfalls damit zusammenhängen, dass der Riss weicheres und feuchteres Eis erreicht hat, das weniger unter Spannung steht und daher weniger stark bricht. Sollte sich der Eisberg irgendwann von Larsen C lösen, könnte das das Schicksal des Schelfeises besiegeln. Dies war zumindest nach ähnlichen Entwicklungen bei Larsen A und Larsen B der Fall, die anschließend rasch von Wind und Wellen vollständig zertrümmert wurden.
Die Folgen wären zudem nicht auf das Schelfeis beschränkt, wie die bisherigen Erfahrungen auf der Antarktischen Halbinsel zeigen. Sie wirken als Barrieren für die dahinter auf dem Festland liegenden Gletscher. Ohne diese Blockade strömen sie schneller ins Meer und lösen sich dort auf – was den Meeresspiegel steigen lässt.
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