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Attraktivität: Gläserne Partnersuche

Attraktivität - ein dehnbarer Begriff, oder vielleicht doch nicht? Mehr und mehr kommen Wissenschaftler dem auf die Spur, was Mitmenschen auf uns anziehend wirken lässt. Doch so viele allgemeine Regeln es auch zu geben scheint - letztendlich macht sich offenbar doch jeder sein ganz eigenes Bild.
Testfotos
"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?" oder "Bin ich schön?" – ob Märchen, Kinofilm oder wahres Leben: Attraktive Menschen werden von ihrer Umwelt in vielerlei Hinsicht positiver eingeschätzt als andere; sie gelten als intelligenter, freundlicher und aufrichtiger. Doch ganz so abgekoppelt von der eigenen Person scheint die Beurteilung dann doch nicht auszufallen. Und dafür dürfte es sinnvolle Motive geben.

Testbilder | Das linke Foto ist unmanipuliert, das Durchschnittsgesicht in der Mitte hingegen ist so verändert, dass es Ähnlichkeiten mit dem linken Gesicht aufweist. Im rechten Bild ist das Durchschnittsgesicht ebenfalls dem des Probanden angepasst, zeigt aber eine Person des anderen Geschlechts.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, unterzog Lisa DeBruine von der kanadischen McMaster-Universität in Hamilton 53 männliche und 55 weibliche Studenten einem ungewöhnlichen Attraktivitätstest. Dafür bildete sie Gruppen von bis zu sechs Teilnehmern – Männlein und Weiblein sorgfältig getrennt. Ziel war es herauszufinden, inwieweit wir bei der Suche nach Freunden oder einem potenziellen Partner nach vertrauten Gesichtszügen Ausschau halten und den entsprechenden Kandidaten oder die entsprechende Kandidatin daraufhin unter der Kategorie "attraktiv" oder "unattraktiv" abspeichern.

Ein Durchschnittsgesicht, welches die Forscherin aus Bildern von zwanzig etwa 19 Jahre alten Individuen zusammengestellt hatte, bildete die Grundlage für das Experiment. Sie wandelte es jeweils so ab, dass es den einzelnen Probanden ähnlich sah. Für jeden der 108 Teilnehmer und Teilnehmerinnen schuf sie auf diese Weise – ohne dass diese davon erfuhren – per Fotografie sowohl eine künstliche Schwester als auch einen künstlichen Bruder.

Nun konnte die Vorstellung beginnen. Die Teilnehmer der einzelnen Gruppen bekamen alle das gleiche Bilderset zu sehen. Für jedes Gruppenmitglied fand sich darunter ein an sein oder ihr Gesicht angenähertes, manipuliertes Foto. Die Bilder wurden gleich häufig und in rein zufälliger Abfolge gezeigt. Jeder Proband verglich die Attraktivität der einzelnen Porträts – also auch das des "Bruders" oder der "Schwester" – sechsmal mit der eines anderen. Zuerst urteilten sie über die Bilder von Gesichtern ihres eigenen, anschließend über solche des anderen Geschlechts. Die zweite Hälfte der Probanden ging den Test in umgekehrter Abfolge an.

Wie fiel die Beurteilung aus? Durchgehend standen die manipulierten Gesichter höher im Kurs – das heißt Fotos von Personen, die ihnen vertraute Züge aufwiesen. Allerdings nur dann, wenn Frauen Bilder von Frauen und Männer Bilder von Männern bewerteten. Was das andere Geschlecht betraf, fiel das Urteil genau andersherum aus: Ihnen ähnliche Gesichtszüge wirkten bei potenziellen Partnern weder auf Frauen noch auf Männer attraktiv.

Ganz gleich, ob in positiver oder negativer Hinsicht: Wir scheinen die Attraktivität unseres Gegenübers danach zu beurteilen, ob er oder sie uns ähnlich sieht. Gibt es dafür eine Erklärung? Lisa DeBruine vermutet in diesem Verhalten einen Schutzmechanismus gegen Inzucht. Wir tasten die Gesichter unserer Mitmenschen offenbar nach Ähnlichkeiten ab, um uns bei der Partnerwahl nicht auf Familienmitglieder einzulassen. Bei der Suche nach Freunden allerdings scheinen vertraute Züge ein harmonisches Zusammenleben in Aussicht stellen.

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