News: Gleich und gleich gesellt sich gern
Allerdings ist eines bislang völlig schleierhaft: Um sicher zu gehen, dass die korrekte Stelle gefunden wurde, müssen die Segmente auf einem Bereich von etwa hundert Basen eindeutig übereinstimmen. Wer kontrolliert das, und vor allem wie? Denn die Protein-vermittelte Suche gelingt am besten, wenn nur zehn bis zwanzig Basen betroffen sind. Bei hundert erwartet man eigentlich nicht, dass das Verfahren funktioniert. Wenngleich Forscher auch andere Mechanismen vorgeschlagen haben, die längere DNA-Abschnitte erkennen können, so bleibt das Rätsel doch ungelöst.
Um das Problem rechnerisch anzupacken, modellierten Alexei Kornyshev vom Forschungszentrum Jülich und Sergey Leikin des National Institutes of Health in Bethesda jedes DNA-Molekül für eine Computersimulation als zylindrischen Kern, spiralförmig umwickelt von positiv und negativ geladenen Strängen. Die Forscher gestalteten ihre Helices jedoch absichtlich nicht perfekt – sie bauten eine Funktion in die Gleichungen, welche die kleinen Störungen nicht gleicher Basen nachempfinden sollte. Aus diesem Modell leiteten die Forscher die Anziehungsenergie der beiden Helices ab.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass für Abschnitte aus 100 bis 200 Basen gleicher Sequenz die Anziehung stark genug war, um thermische Bewegungen zu überwinden und die Teile aneinander zu haften. Standen sich jedoch unterschiedliche Abschnitte gegenüber, so gelang es dem suchenden Strang nicht, an seinem DNA-Zwilling anzudocken. Hatten die beiden DNA-Abschnitte kaum etwas gemein, dann reichte die Anziehungsenergie noch nicht einmal dazu, die thermische Energie zu überwinden. Offenbar passen identische Abschnitte deshalb so gut zusammen, da die abwechselnden positiven und negativen Ladungen entlang der beiden Zylinder sich genau ergänzen und eine starke Anziehung vermitteln. Das ist nicht der Fall, wenn die DNA-Moleküle unterschiedlich aufgebaut sind.
Leikin meint, dass die defekte DNA in einer Zelle ihren Partner in zwei Stufen findet: Zuerst identifiziert sie eine 100 bis 200 Basen lange Region, die zu etwa 90 Prozent identisch ist. Dann heftet der Protein-gesteuerte Prozess fest an einen etwa 10 Basen langen Teil perfekter Übereinstimmung. Der Forscher fast knapp zusammen: “Zuerst verschafft es sich grobe Übersicht, dann kommt die Feinabstimmung.”
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