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Wasserknappheit: Gletscherschmelze bedroht die Wasserversorgung

Gebirgsgletscher stellen als zuverlässige Reservoirs die Wasserversorgung von Milliarden Menschen sicher. Nun schmelzen sie so rasant wie nie. Was bedeutet das?
Ein beeindruckender Blick auf den Aletschgletscher in den Schweizer Alpen, umgeben von hohen, schneebedeckten Bergen unter einem klaren blauen Himmel. Der Gletscher zieht sich majestätisch durch das Tal und zeigt deutliche Eisschichten und Moränen. Keine Menschen sind im Bild zu sehen.
Der Aletschgletscher ist der längste Talgletscher in den Alpen. Die dortigen Gletscher sind Hauptquellort für den Rhein, die Rhône, den Po und die Donau.

Verliert ein Gebirge einen Gletscher, dann verlieren die Bewohner in der Region ein Süßwasserreservoir. Rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt sind auf das Wasser aus solchen eisigen Speichern angewiesen, wie die Vereinten Nationen in ihrem Wasserbericht 2025 hervorheben. Für viele ist die lebenswichtige Ressource Wasser bedroht: In den letzten zehn Jahren sind die Gebirgsgletscher weltweit so stark geschrumpft wie nie zuvor. Der Bericht ist am 21. März 2025 erschienen, dem erstmals ausgerufenen »Weltgletschertag«.

In Schnee und Eis sind die mächtigsten Süßwasservorräte auf der Erde gespeichert. Den Großteil machen dabei die Gletscher an den Eisschilden über Grönland und der Antarktis aus, doch auch Gebirgsgletscher halten erhebliche Mengen vor – Wasser, das im Frühjahr und Sommer als Schmelzwasser Gebirgsbäche speist und ganze Regionen mit der lebenswichtigen Ressource versorgt. Weil in Gebirgen weniger Niederschlag fällt als im Flachland und außerdem weniger Wasser verdunstet, sind die Eismassen als verlässliche Reservoirs für Bergregionen und ihre Einzugsgebiete enorm wertvoll.

Doch im vergangenen Jahrzehnt sind die Gebirgsgletscher auf der ganzen Welt massiv zurückgegangen: Acht der zehn Jahre mit dem größten Massenverlust seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1950er Jahren lagen nach dem Jahr 2010, wie Daten des World Glacier Monitoring Service (WGMS) zeigen. Die Verfasser des Weltwasserberichts rechnen damit, dass zum Jahr 2100 zwischen 26 und 41 Prozent der heutigen Gletschermasse verloren gehen wird, wenn sich die Erdatmosphäre um 1,5 bis 4 Grad Celsius erwärmt. Viele Gletscher werden ganz verschwinden.

»Diese dramatischen Veränderungen haben direkte Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen«, sagt Samuel Nussbaumer, Wissenschaftler beim WGMS, gegenüber dem Science Media Center Germany. Vor allem in trockenen Gebieten wie etwa in Zentralasien könne die Entwicklung zu Wasserknappheit führen. »Auch in den Alpen versiegen durch Gletscherwasser gespeiste Quellen, was für Berghütten zum Problem werden kann.«

In den Alpen bringe die Gletscherschmelze bislang noch keine Trockenheit mit sich, betont Jan Blöthe, der an der Universität Freiburg zu Geomorphologie forscht: »Spätestens ab der Mitte des 21. Jahrhunderts werden die Gletscherflächen allerdings so deutlich zurückgeschmolzen sein, dass die sommerlichen Abflüsse aus den Hochlagen der Alpen rückläufig sein werden.«

Um auf die veränderten Umweltbedingungen zu reagieren, brauche es nicht nur rein technische Maßnahmen. »Der bessere Schutz und die Revitalisierung von Flüssen, Mooren und anderen Feuchtgebieten in Gebirgslandschaften können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Wasser kurzfristig zu speichern und verzögert über den Sommer abzugeben«, sagt Blöthe.

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