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News: Gletscherseen verursachten Kälteeinbruch vor 8200 Jahren

Zwei riesige Gletscherseen in Nordost-Kanada, die mehr Wasser enthielten als die Großen Seen zusammen, haben die abrupte Kälteperiode vor etwa 8200 Jahren verursacht. Als sich ihre Fluten beim Rückzug der Gletscher ins Meer ergossen, beeinflußten sie die damaligen Meeresströmungen und störten den Transport von warmen Wassermassen aus den tropischen Gebieten in den Norden. Die daraufhin einsetzende Abkühlung war das kälteste Klimaereignis seit dem Ende der Eiszeiten vor etwa 10000 Jahren.
Die beiden Seen entstanden, als sich die Gletscher der letzten Eiszeit zurückzogen. Don Barber und seine Kollegen von der University of Colorado in Boulder schätzen, daß die Seen mehr Wasser faßten als die heutigen Großen Seen zusammen. Als ein Eisdamm beim Zurückweichen der Überreste des Laurentischen Eisschildes schmolz, ergossen sich die Wassermassen in die Hudson Bay und die Labrador-See. Die Abflußmenge betrug dabei das 15fache von dem, was der Amazonas gegenwärtig in den Atlantik schüttet.

Wahrscheinlich floß ein ganzes Jahr lang Süßwasser in den westlichen Nordatlantik. Dadurch wurde der Salzgehalt des Oberflächenwassers herabgesetzt. Modelle von Meeresströmungen zeigen, daß ein starker Eintrag von Süßwasser den Temperaturaustausch zwischen tropischen und gemäßigten Regionen verhindern kann und so die Strömungsverhältnisse deutlich beeinflußt werden. Barber ist der Ansicht, daß der Transport des warmen Wassers aus dem Süden gestört wurde, und ein heftiger Temperaturabfall folgte, der zweihundert bis vierhundert Jahre anhielt.

Untersuchungen an Eisbohrkernen aus Grönland haben ergeben, daß die Temperaturen im Innern des Landes damals um etwa acht Grad Celsius gesunken sind, während sie in Westeuropa um etwa drei Grad Celsius zurückgingen. "Das war das kälteste Klimaereignis in den letzten 10 000 Jahren", sagt Barber.

Die Wissenschaftler belegten das Einströmen der Wassermassen in die Hudson Bay mit Sedimenten, die etwa 1 300 Kilometer weit transportiert wurden. Außerdem konnten sie fossile Muscheln, die mit der Flut in Verbindung gebracht werden, auf ein Alter von 8 200 Jahren datieren.

Die Ergebnisse der Untersuchungen, die am 22. Juli 1999 in Nature veröffentlicht wurden, sind auch im Zusammenhang mit dem Treibhauseffekt und der globale Erwärmung von Bedeutung. Die Oberflächenströmungen des Atlantik transportieren salziges, warmes Wasser aus den Tropen in unsere Breiten. Im Nordatlantik kühlt das Wasser ab, wobei es die Wärme an die Luft abgibt, und sinkt zu Boden. Unter normalen Bedingungen bringen die Westwinde diese erwärmte Meeresluft nach Westeuropa. Die Winde tragen zu einem Drittel zu den warmen Luftmassen über unserem Kontinent bei. Der Süden von Grönland liegt etwa auf demselben Breitengrad wie Nord-Kanada, Schweden und Norwegen. Grönland ist jedoch wegen der niedrigeren Temperaturen und den unwirtlichen Lebensbedingungen nahezu unbewohnbar.

Sollte es durch die Klimaerwärmung dazu kommen, daß die Gletscher in Grönland abschmelzen, würde sich eine ähnliche Situation wie vor 8 200 Jahren ergeben. Womöglich würde die warmen Meeresströmungen wie der Golfstrom ebenfalls abgelenkt werden und die Temperaturen erneut abrupt in die Tiefe fallen.

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