News: Götter und Gräber
Die spektakulären Funde in den Grabkammern von Qatna hielten die Fachwelt in den letzten Wochen in Atem. Nun berichteten die Forscher im Rahmen einer Pressekonferenz über ihre Funde.
Die Entdeckung war eine archäologische Sensation: Im November des letzten Jahres stießen deutsche Archäologen unterhalb eines altsyrischen Palastes in Qatna auf überraschend gut erhaltene Königsgrüfte. Der Palast war bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren von französischen Archäologen ausgegraben worden, aber offensichtlich hat man damals einen bedeutenden Teil übersehen: die Königsgrüfte.
Das Ausgrabungsteam der Universität Tübingen unter der Leitung von Peter Pfälzner hat die Königsgrüfte von Qatna im vergangenen November und Dezember vollständig freigelegt, dokumentiert und alle Funde – geschätzte 1900 Einzelobjekte – geborgen. Nach Abschluss der Grabungen konnten die Archäologen diese reichhaltige Ausbeute nun den Museen von Damaskus und Homs übergeben.
Die einzigartige Anlage und Ausstattung der Grabkammern aus der Zeit um 1400 vor Christus stellen einen Glücksfall innerhalb der Erforschungsgeschichte des Alten Orients dar. Zum ersten Mal lassen sich Bestattungspraktiken von altsyrischen Königen, deren Totenpflege und die damit verbundenen Kulthandlungen in ihrer tatsächlichen, praktischen Ausprägung nachvollziehen. Ganz nebenbei lieferten die Gruftanlagen den eindeutigen Beweis für die lange Zeit umstrittene These, dass die Hinterbliebenen gemeinsam mit ihren verstorbenen Angehörigen innerhalb der Grabkammern kultische Mahlzeiten vollzogen.
Die vier aus dem Fels herausgeschlagenen unterirdischen Kammern liegen rund 12 Meter unterhalb der Palastanlage von Qatna. Da die Archäologen die Grüfte allesamt zwar verschüttet, aber unverschlossen vorfanden, ist zu vermuten, dass diese ehemals für jedermann zu betreten waren.
Die rechteckige Hauptkammer besaß Ausmaße von annähernd sieben mal fünf Metern bei einer Höhe von über zwei Metern. Von hier aus erreichte man auf drei Seiten jeweils eine Nebenkammer, woraus sich eine kleeblattartige Raumanordnung ergab. Die Wände der Kammern waren unverputzt und vermittelten auf diese Weise den rohen Eindruck einer unterirdischen Felshöhle. Die Gruftanlage wurde vermutlich über einen langen Zeitraum benutzt – vielleicht über mehrere Jahrhunderte. Da sich Überreste von vielen unterschiedlichen Skeletten in den verschiedenen Kammern fanden, nehmen Archäologen an, dass sie als dynastische Grabanlage des Königshauses von Qatna geplant war.
Neben Keramik-, Alabaster-, Silber- und Goldgefäßen enthielten die beiden Basaltsarkophage Knochen von mehreren Verstorbenen, die offensichtlich nacheinander bestattet worden waren. Dahinter steckt wohl auch der Grund dafür, warum die Sarkophage nicht mit Deckeln versehen waren: Es handelte sich um mehrmals benutzbare Sarkophage.
Durch die wiederholten Bestattungen lässt sich auch die Vielzahl der Funde und die auffällige Unordnung innerhalb der Kammer erklären. Denn bislang existieren keine Anzeichen dafür, dass Hethiter die königliche Gruftanlage bei der Eroberung Qatnas um 1340 vor Christus verwüstet und geplündert hatten. Zur Freude der Archäologen lagen die meisten Gegenstände so, wie sie bei der letzten in den Grüften abgehaltenen Kulthandlung benutzt wurden. Die ansonsten gründlich vorgehenden hethitischen Eroberer scheinen demnach die tief unter dem Palast von Qatna verborgenen Felskammern übersehen zu haben.
Die in der Hauptkammer vorgefundenen Steinbänke dienten zum Abstellen von Keramikgefäßen und als Sitzgelegenheit. Unter den Bänken fanden sich Tierknochen – vermutlich achtlos fallen gelassene Essensreste. Diese gelten in Augen der Forscher als Speiseopfer oder als Bestandteil der kultischen Mahlzeiten.
Auf dem Boden der Hauptkammer ließen sich Reste von mehreren Holzbahren nachweisen. Darauf fanden die Tübinger Archäologen einzelne menschliche Knochen – die Reste von Bestattungen – sowie zahlreiche Schmuckgegenstände, darunter Hunderte von goldenen Perlen und Schmuckplaketten. Letztere zeigen figürliche Szenen mit Göttern, Tieren und dem Lebensbaummotiv.
In allen vier Kammern konnten die Forscher zahllose Grabbeigaben bestaunen. Von besonderem Interesse für die Wissenschaft ist eine sehr naturalistische, aus Gold geformte menschliche Hand, die als Libationsarm zur Darreichung von Speise- oder Trankopfern in kultischen Zeremonien diente. Ein Köcher, der noch zahlreiche bronzene Speerspitzen enthielt, zeigt auf der Außenseite die Kämpfe zwischen Menschen und Tieren.
All diese Gegenstände stellen Kunstwerke höchster Qualität aus der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus dar und eröffnen einen neuen Blick auf die Kunst Altsyriens. Die Auswertung der Funde wird sicherlich noch Jahre andauern. Dazu gehören neben religionsgeschichtlichen Analysen und kunstgeschichtlichen Betrachtungen auch naturwissenschaftliche Studien, wie zum Beispiel eine genaue Untersuchung des Knochenmaterials und der pflanzlichen Funde. Dies könnte zum ersten Mal, so hoffen die Archäologen, eine präzise, detaillierte Rekonstruktion der Ausstattung einer altorientalischen Königsgruft ermöglichen.
Das Ausgrabungsteam der Universität Tübingen unter der Leitung von Peter Pfälzner hat die Königsgrüfte von Qatna im vergangenen November und Dezember vollständig freigelegt, dokumentiert und alle Funde – geschätzte 1900 Einzelobjekte – geborgen. Nach Abschluss der Grabungen konnten die Archäologen diese reichhaltige Ausbeute nun den Museen von Damaskus und Homs übergeben.
Die einzigartige Anlage und Ausstattung der Grabkammern aus der Zeit um 1400 vor Christus stellen einen Glücksfall innerhalb der Erforschungsgeschichte des Alten Orients dar. Zum ersten Mal lassen sich Bestattungspraktiken von altsyrischen Königen, deren Totenpflege und die damit verbundenen Kulthandlungen in ihrer tatsächlichen, praktischen Ausprägung nachvollziehen. Ganz nebenbei lieferten die Gruftanlagen den eindeutigen Beweis für die lange Zeit umstrittene These, dass die Hinterbliebenen gemeinsam mit ihren verstorbenen Angehörigen innerhalb der Grabkammern kultische Mahlzeiten vollzogen.
Die vier aus dem Fels herausgeschlagenen unterirdischen Kammern liegen rund 12 Meter unterhalb der Palastanlage von Qatna. Da die Archäologen die Grüfte allesamt zwar verschüttet, aber unverschlossen vorfanden, ist zu vermuten, dass diese ehemals für jedermann zu betreten waren.
Die rechteckige Hauptkammer besaß Ausmaße von annähernd sieben mal fünf Metern bei einer Höhe von über zwei Metern. Von hier aus erreichte man auf drei Seiten jeweils eine Nebenkammer, woraus sich eine kleeblattartige Raumanordnung ergab. Die Wände der Kammern waren unverputzt und vermittelten auf diese Weise den rohen Eindruck einer unterirdischen Felshöhle. Die Gruftanlage wurde vermutlich über einen langen Zeitraum benutzt – vielleicht über mehrere Jahrhunderte. Da sich Überreste von vielen unterschiedlichen Skeletten in den verschiedenen Kammern fanden, nehmen Archäologen an, dass sie als dynastische Grabanlage des Königshauses von Qatna geplant war.
Neben Keramik-, Alabaster-, Silber- und Goldgefäßen enthielten die beiden Basaltsarkophage Knochen von mehreren Verstorbenen, die offensichtlich nacheinander bestattet worden waren. Dahinter steckt wohl auch der Grund dafür, warum die Sarkophage nicht mit Deckeln versehen waren: Es handelte sich um mehrmals benutzbare Sarkophage.
Durch die wiederholten Bestattungen lässt sich auch die Vielzahl der Funde und die auffällige Unordnung innerhalb der Kammer erklären. Denn bislang existieren keine Anzeichen dafür, dass Hethiter die königliche Gruftanlage bei der Eroberung Qatnas um 1340 vor Christus verwüstet und geplündert hatten. Zur Freude der Archäologen lagen die meisten Gegenstände so, wie sie bei der letzten in den Grüften abgehaltenen Kulthandlung benutzt wurden. Die ansonsten gründlich vorgehenden hethitischen Eroberer scheinen demnach die tief unter dem Palast von Qatna verborgenen Felskammern übersehen zu haben.
Die in der Hauptkammer vorgefundenen Steinbänke dienten zum Abstellen von Keramikgefäßen und als Sitzgelegenheit. Unter den Bänken fanden sich Tierknochen – vermutlich achtlos fallen gelassene Essensreste. Diese gelten in Augen der Forscher als Speiseopfer oder als Bestandteil der kultischen Mahlzeiten.
Auf dem Boden der Hauptkammer ließen sich Reste von mehreren Holzbahren nachweisen. Darauf fanden die Tübinger Archäologen einzelne menschliche Knochen – die Reste von Bestattungen – sowie zahlreiche Schmuckgegenstände, darunter Hunderte von goldenen Perlen und Schmuckplaketten. Letztere zeigen figürliche Szenen mit Göttern, Tieren und dem Lebensbaummotiv.
In allen vier Kammern konnten die Forscher zahllose Grabbeigaben bestaunen. Von besonderem Interesse für die Wissenschaft ist eine sehr naturalistische, aus Gold geformte menschliche Hand, die als Libationsarm zur Darreichung von Speise- oder Trankopfern in kultischen Zeremonien diente. Ein Köcher, der noch zahlreiche bronzene Speerspitzen enthielt, zeigt auf der Außenseite die Kämpfe zwischen Menschen und Tieren.
All diese Gegenstände stellen Kunstwerke höchster Qualität aus der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus dar und eröffnen einen neuen Blick auf die Kunst Altsyriens. Die Auswertung der Funde wird sicherlich noch Jahre andauern. Dazu gehören neben religionsgeschichtlichen Analysen und kunstgeschichtlichen Betrachtungen auch naturwissenschaftliche Studien, wie zum Beispiel eine genaue Untersuchung des Knochenmaterials und der pflanzlichen Funde. Dies könnte zum ersten Mal, so hoffen die Archäologen, eine präzise, detaillierte Rekonstruktion der Ausstattung einer altorientalischen Königsgruft ermöglichen.
© Universität Tübingen
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