Nanotechnologie: Goldlegierung wechselt zwischen starr und weich
Eine neues Nanomaterial verhält sich wie eine Art Chamäleonmetall: Ein an sich verformbares Stück porösen Golds, dessen winzigen Poren mit Perchlorsäure gefüllt sind, verfestigt sich und erstarrt, wenn es einer elektrischen Spannung ausgesetzt wird. Bei Abschalten der Spannung kehrt es zu seiner ursprünglichen Verformbarkeit zurück. Ein solches Metall könne während seiner Verarbeitung auf verformbar geschaltet und während seiner Nutzung als Strukturbauteil, etwa für eine Auto-Karosserie, auf fest zurückgeschaltet werden, schreiben die beiden Entwickler, Hai-Jun Jin vom Institut für Metallforschung der Chinese Academy of Sciences und Jörg Weißmüller von der Technischen Universität Hamburg-Harburg.
Der Schlüssel zur Wandelbarkeit der porösen Legierung ist ihre große Oberfläche im Verhältnis zum Volumen. Die Poren haben eine Größe zwischen 10 und 20 Nanometer (Millionstel Millimeter), etwa 10 000 Mal weniger als die Dicke eines menschlichen Haares. Das Material besteht sozusagen zu einem Großteil aus Oberfläche, an der viele seiner Atome sitzen. Daher bestimmen Vorgänge dort seine Eigenschaften entscheidend. Bei Gold mit Poren von 200 Nanometer Durchmesser blieb die Erstarrung übrigens bereits aus, wie die Forscher in einem Kontrollexperiment feststellten: Es handelt sich also um einen wirklichen "Nanoeffekt".
Beim Anlegen der Spannung legt sich dabei eine Schicht von Hydroxidionen, die von der Säure in den Poren stammen, auf die Goldoberfläche. Daraufhin bildet sich dort eine Goldoxidschicht, die eine merkliche Änderung der Verformbarkeit verursacht: Die Kraft, die nötig ist, um das Material zu verformen, verdoppelte sich nun. Beim Abschalten der Spannung löst sich die Oxidschicht wieder und das Material wird erneut weich. Über den Mechanismus konnten die Wissenschaftler indes nur spekulieren: Wahrscheinlich bremst die Oxidschicht, dass Unregelmäßigkeiten im Kristallgitter des Golds wandern, was normalerweise das Material deformiert. (cm)
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