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Mittelalter: Grab eines englischen Abts barg wertvolle Insignien

Grab eines englischen Abts barg wertvolle Insignien
Die Krümme ... | ... fasst ein Silbermedaillon ein. Es zeigt den Erzengel Michael mit gezücktem Schwert, der den Drachen am Schopfe packt und mit dem Fuß zu Boden drückt.

Es waren Risse in den Sandsteinmauern der Furness Abbey, die englische Archäologen auf die Spur einzigartiger Preziosen brachten: Als sie die Fundamente der ehemaligen Zisterzienserabtei im Norden Englands stabilisieren wollten, stießen sie auf das Grab eines Abts, das womöglich bis zu 850 Jahre alt ist. Beim Skelett des Klerikers lagen die vergoldete Krümme seines Pontifikalstabs sowie ein vergoldeter Silberring – beide Stücke kamen in einem erstaunlich guten Zustand zu Tage.

Wie Forscher der Kultureinrichtung English Heritage in London berichten, besteht die vergoldete Stabbekrönung aus Kupfer, in die ebenfalls mit Gold überzogene Silbermedaillons eingesetzt sind. Diese zieren die Darstellung des Erzengel Michaels, wie er mit dem Schwert gegen den am Boden liegenden Drachen ausholt. Als besonderes Detail befindet sich im Zwickel der Krümme der Kopf eines Hunds oder Wolfs.

Der Silberring ... | ... mit Goldüberzug – ob es sich bei dem eingefassten Edelstein um Bergkristall oder einen Saphir handelt, ist noch ungewiss.

Im Grab konnten die Archäologen auch winzige Reste des bemalten Holzstabs bergen, zusammen mit Textilfragmenten. Vermutlich handelte es sich um ein Stück Stoff, mit dem die Kirchenmänner für gewöhnlich ihren Krummstab umfassten. Im Fall des vergoldeten Silberrings, der einen Bergkristall oder weißen Saphir einfasst, halten es die Wissenschaftler für möglich, dass eine Reliquie unter dem Edelstein eingearbeitet ist.

Nach Ansicht von Kevin Booth von English Heritage in London handelt es sich um einen sehr seltenen Fund, "der die Stellung der Abtei als eine der größten Machtzentren des Mittelalters untermauert". Wie der Historiker weiter erklärt, habe man den Abt noch nicht identifizieren können – "aber er war eindeutig eine wichtige Persönlichkeit, die von der Klostergemeinschaft geachtet wurde." Dafür spreche die Lage des Grabs im Presbyterium der Klosterkirche. Im Altarraum wurden für gewöhnlich nur bedeutende Personen bestattet, zum Beispiel reiche Stifter. Erste Untersuchungen des Skeletts durch Forscher der archäologischen Stiftung Oxford Archaeology North ergaben, dass der Klostervorsteher im Alter von 40 bis 50 Jahren verstorben war. Dem Zustand seiner Wirbelsäule zufolge war er offenbar übergewichtig und litt an Diabetes.

Das erhaltene Gemäuer ... | ... der Furness Abbey droht einzustürzen. Die roten Sandsteinmauern aus dem 12. und 13. Jahrhundert sind auf Fundamenten aus Eichenholz errichtet, die inzwischen nachgeben und zu Rissen in den Mauern führten.

Seit 1127 befindet sich die Furness Abbey in der nordenglischen Grafschaft Cumbria. Gestiftet hatte das Kloster aber schon drei Jahre zuvor der spätere englische König Stephan: Er ließ den Grundstein im zirka 100 Kilometer südlich gelegenen Tulketh nahe Preston legen. Während des Mittelalters zählte die Abtei zu den wohlhabendsten Einrichtungen der Zisterzienser.

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