Great Barrier Reef: Klimawandel lässt Babyhaie schrumpfen
Verglichen mit vorindustriellen Zeiten könnte sich die Erde bis 2100 um bis vier Grad erwärmen, prognostiziert der Weltklimarat IPCC in seinem extremsten Szenario. Was ein solcher Temperaturanstieg für Babyhaie der Art Hemiscyllium ocellatum am Great Barrier Reef bedeuten würde, hat nun ein Forscherteam um Carolyn Wheeler von der australischen James Cook University ermittelt: Epaulettenhaie schlüpfen 24 Tage früher aus ihren Eiern, sind dadurch deutlich kleiner und haben schlechtere Überlebenschancen.
Auf den ersten Blick erscheint es kurios, die Folgen der globalen Erwärmung an einer einzigen Haiart zu illustrieren, schließlich trifft der Klimawandel so gut wie alle Ökosysteme. Doch Epaulettenhaie sind für Meeresbiologen eine Art Modelltier: Die Art gilt als außergewöhnlich widerstandsfähig, etwa im Hinblick auf die Versauerung der Meere, die mit steigender CO2-Konzentration ebenfalls voranschreitet. Folglich sei es sehr alarmierend, dass die Flachwasserbewohner so schlecht mit höheren Temperaturen zurechtkämen, schreiben die Forscher im Fachmagazin »Scientific Reports«.
Für seine Studie ließ das Team 27 Haiembryos in drei unterschiedlichen Laborbecken heranwachsen: In einem war es 27 Grad Celsius warm – die heute übliche Bruttemperatur –, im zweiten 29 und im dritten 31 Grad. Je höher die Temperatur, desto schneller verarbeiteten die Embryos das in ihren Eiern gespeicherte Eigelb. In der 31-Grad-Gruppe schlüpften die Babyhaie daher bereits nach 101 Tagen, während ihre Artgenossen im vier Grad kühleren Wasser sich 24 Tage mehr Zeit ließen.
Entsprechend waren die früh geschlüpften Tiere deutlich kleiner. Sie müssten sich daher in ihren ersten Lebensmonaten bei der Nahrungssuche mehr anstrengen, um diesen Nachteil auszugleichen. Doch Tests des Teams zeigten, dass sie sich auch viel langsamer von Anstrengungen erholten. Folglich dürften sie in den Gewässern der Zukunft schlechtere Überlebenschancen haben.
Dies gelte erst recht für den Fall, dass Korallenbleichen die Nahrungskette am Great Barrier Reef regelmäßig aus dem Lot bringen, wie man es in immer wärmeren Ozeanen erwartet. Eine Wanderung in kühlere Gewässer dürfte Epaulettenhaie schwerfallen, betont die Forschergruppe: Die Tiere zieht es einerseits immer ins Warme. Andererseits hätten sie sich sehr stark an das reiche Angebot an Kleinstlebewesen auf dem Meeresgrund ihrer bisherigen Heimat angepasst.
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