News: Grillenbein oder Steak 'natur'?
Die langen Debatten der Anthropologen darüber, was unsere Vorfahren zu sich nahmen und was nicht, wurden bisher vorwiegend mit Indizienbeweisen wie Zahnabnutzung oder Kiefernform geführt. Jetzt untersuchten die Paläoanthropologin Julia Lee-Thorp von der University of Cape Town in Südafrika und der Doktorand Matt Sponheimer die Kohlenstoffisotope im Zahnschmelz des A. africanus (Science vom 15. Januar 1999).
Hierbei machten sie es sich zunutze, daß verschiedene Pflanzensorten bestimmte Kohlenstoffisotope unterschiedlich stark speichern, In Büschen und Bäumen, den sogenannten C3-Pflanzen findet sich ein geringer Anteil des schwereren Kohlenstoffisotops 13C als in den C4-Pflanzen, zu denen die Gräser gehören. Dieses Verhältnis übertragt sich entlang der Nahrungskette. Tiere, deren ausschließliche oder überwiegende Lebensgrundlage die Gräser der Steppe sind sind, besitzen in einer Biomasse die "Isotopensignatur" der C4-Pflanzen. Raubtiere, die die Steppenbewohner fressen, "erben" diese Signatur von ihnen. Für Waldbewohner und die C3-Signatur gilt das gleiche.
Aus Knochen, die in einer Höhle nördlich von Johannesburg gefunden wurden, bestimmten die Forscher die 13C-Signaturen von 19 Tierarten und verglichen sie mit denen der Hominiden. Dabei konnte man deutlich die Tierarten, deren Ernährungsgrundlage der Wald war, von denen unterscheiden, die Gras oder Grasfresser verzehrten. In der Mitte zwischen beiden Gruppen lag die Hyäne, die unterschiedslos Aas von Wald- und Steppenbewohnern fraß – und A. africanus.
Die Hominiden müssen also wenigstens etwas Gras, Grassamen oder Fleisch von Steppenbewohnern gefressen haben. Da bei ihnen aber die für Grasfresser charakteristischen Kratzspuren auf den Zähnen fehlen, liegt der Schluß nahe, daß irgendeine Form tierischer Nahrung im Spiel war. Das können jedoch genausogut grasfressende Insekten gewesen sein.
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