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News: Grönlands Süden schmilzt und friert

Die schmelzenden Eisränder Grönlands haben viele Menschen aufgeschreckt. Zeigte der Treibhauseffekt erste Wirkung? Oder lag alles im Rahmen normaler Schwankungen? Denn im Gegensatz zu den dünner werdenden Randbereichen nimmt die Eisdecke in den Hochlagen des Landesinneren, selbst im Süden, kontinuierlich zu. Und wie Eisbohrkerne zeigen, ist das allein eine Folge von Variationen in der Schneefallmenge, die keinen Schluss auf eine Klimaerwärmung zulassen.
Grönland schmilzt am Rand dahin, der Nordpol versinkt im Wasser – in den letzten Wochen haben mehrere Schlagzeilen die Diskussion um das Thema Klimaerwärmung neu angefacht. Doch neben den Warnungen vor einer nahenden Klimakatastrophe und dem Ruf nach schärferen Maßnahmen gab es auch immer wieder Hinweise von Wissenschaftlern, dass derartige Veränderungen durchaus im Rahmen natürlicher Schwankungen oder Prozesse liegen können. So zeigen sich häufiger Spalten in der Eisdecke im hohen Norden, und obwohl das Eis am Rande Grönlands in Rekordgeschwindigkeit taut, nimmt die Eisdecke im Landesinneren langsam aber stetig zu. Was soll man nun glauben?

Daten sind der Schlüssel zu dem komplizierten Geschehen des globalen Klimas. Jede weitere Untersuchung trägt ein neues Puzzleteil bei. So auch die Studie von Curt Davis und seinen Mitarbeitern von der University of Missouri-Columbia über die Eisentwicklung in den Hochlagen ab 1800 Metern im südlichen Landesinneren von Grönland.

1997 berichteten die Forscher, dass in diesen Gebieten der Insel die Dicke des Eises in nur zehn Jahren dramatisch schwankte. Dabei beobachteten sie, dass die Dicke insgesamt relativ konstant blieb, doch in einzelnen Regionen nahm sie stark zu, während sie sich an anderen Stellen rasant verringerte. Davis und sein Team fragten sich, ob die großen Unterschiede Folge einer Klimaveränderung sein konnten oder einfach in der normalen Schwankungsbreite lagen. Anhand von zwölf Eisbohrkernen mit 14 bis 120 Metern Länge analysierten die Wissenschaftler, wie sich in den Jahren 1978 bis 1988 die Konzentrationen an Staub und Verbindungen wie Wasserstoffperoxid, Calcium und Ammonium veränderten. Auf diese Weise konnten sie feststellen, welchen Schneemengen sich in den jeweiligen Jahren abgelagert hatten.

Die Ergebnisse der Analysen sowie von Simulationen zeigen, dass in den Bereiche, in denen die Eisdicke deutlich schwankt, auch die Schneefälle stark variierten. Allerdings lagen diese Schwankungen durchaus im Bereich des Normalen und waren nicht weiter ungewöhnlich (Nature vom 24. August 2000).

Das rasante Schmelzen am südlichen Rand Grönlands spiegelt sich also tatsächlich nicht in den höheren Lagen im südlichen Landesinneren wider, und scheint sich auch nicht darauf auszuwirken. Damit bleibt die Frage nach der Ursache und den einwirkenden Faktoren immer noch unbeantwortet.

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