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Grönland: Wikinger importierten Holz aus Nordamerika

Zwei nur in Nordamerika wachsende Bäume lieferten Holz für Grönlands Siedlungen. Die Funde zeigen: Die grönländischen Wikinger fuhren regelmäßig dorthin – bis zu ihrem Untergang.
Nachbau einer Wikingersiedlung in Neufundland.
Rekonstruktion des Wikingerstützpunkts in L'Anse aux Meadows auf Neufundland. Funde aus Grönland belegen, dass die Wikinger in Nordamerika Holz schlugen und nach Grönland brachten – über Jahrhunderte.

Trauben und Holz brachte Leif Eriksson mit, als er von seiner Fahrt ins Unbekannte zurückkehrte und wieder in Grönland anlandete. So berichtet die Grönlandsaga von der ersten Entdeckungsreise der grönländischen Wikinger nach Nordamerika. Das leuchtet ein, denn bei den nordischen Siedlern, die seit 986 n. Chr. an der Westküste der kargen Insel lebten, war Holz außerordentlich knapp. Nur wenige Baumarten wuchsen auf Grönland und ihr niedriger, windzerzauster Wuchs machte sie als Baumaterial für größere Vorhaben ungeeignet. Nun bestätigen auch archäologische Befunde, dass die Saga hier ein wichtiges Element der grönländischen Siedlungsgeschichte benennt: Die Wikinger importierten tatsächlich Bauholz aus Nordamerika.

Insgesamt zehn an mittelalterlichen grönländischen Siedlungsplätzen gefundene Holzteile, berichtet die isländische Forscherin Lísabet Guðmundsdóttir in der Fachzeitschrift »Antiquity«, seien zweifelsfrei aus Nordamerika importiert worden. Die Archäologin untersuchte über 8500 Holzstücke aus den beiden Wikingersiedlungen Vestribyggð und Eystribyggð und bestimmte die jeweilige Baumart. Den größten Anteil des Holzes machten neben einheimischen Gehölzen Lärchen- und Fichtenstämme aus, die wohl als Treibholz auf die Insel gelangten und zum Teil auch importiert wurden. Ebenfalls Importware waren Kiefernholz und Eiche, letztere vermutlich in Form hölzerner Fassdauben, die die Grönländer weiterverarbeiteten.

Bei diesen Baumarten lässt sich jedoch nicht nachweisen, ob sie aus Nordamerika kamen, denn sie wachsen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die grönländischen Wikinger importierten bekanntermaßen Holz aus Nordeuropa, einerseits als komplette Stämme, andererseits in Form verarbeiteter Stücke, die mit Schiffen aus Island geliefert wurden. Zwei in Grönland identifizierte Baumarten jedoch können nicht von dort gekommen sein. Lísabet Guðmundsdóttir identifizierte Fragmente von Hemlocktanne und Banks-Kiefer, die beide an den Ufern des Sankt-Lorenz-Golfs westlich von Neufundland wuchsen – nicht weit vom einzigen bekannten Wikingerstützpunkt in Nordamerika, L'Anse aux Meadows auf Neufundland, entfernt.

Lediglich vereinzelte, kleine Stücke stammen von diesen Baumarten. Möglich ist, dass auch Hölzer anderer Baumarten aus Neufundland eingeführt wurden, nachweisbar ist das jedoch nicht. Allerdings waren die besonderen Importe offenbar der grönländischen Oberschicht vorbehalten: Alle Funde nordamerikanischer Hölzer stammen aus dem heutigen Igaliku, einem bedeutenden Gehöft, das im 12. Jahrhundert unter dem Namen Garðar als Bischofssitz diente. Trotz der spärlichen Belege scheinen Expeditionen nach Nordamerika ein fester Teil der grönländischen Siedlungsgeschichte gewesen zu sein. Über mehrere Jahrhunderte, das zeigen Funde und auch historische Überlieferung aus Island, fuhren immer wieder Schiffe zum Kontinent im Westen und brachten Holz und wohl auch andere Güter mit. Die Reisen endeten erst im 14. Jahrhundert, als die grönländischen Siedlungen nach und nach aufgegeben wurden.

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