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Soziologie: Größe sozialer Gruppen ist hierarchisch organisiert

Im sozialen Netz eines Menschen, aber auch bei anderen Primaten, lassen sich Gruppen herauskristallisieren, die eine bestimmte emotionale Nähe zum Betrachteten haben. Offenbar verdreifacht sich die Größe dieser Gruppen in etwa mit der stufenweisen Abnahme der Gefühlsbindung, berichten Forscher um Robin Dunbar von der Universität Liverpool. Warum sich ausgerechnet ein Faktor von etwa drei in den untersuchten Daten zeigt, können sie allerdings nicht beantworten.

Schon seit langem ist von Tieren und Menschen die Bildung von Gruppen bekannt, welche die emotionale Bindung widerspiegeln. In den 1990er Jahren entstand die Hypothese vom "sozialen Gehirn", wonach kognitive Fähigkeiten dafür verantwortlich sein sollten: Abhängig von den jeweiligen Interaktionen könne das Gehirn schlicht nur jeweils eine bestimmte Anzahl Artgenossen verarbeiten. Je enger also die Bindung, desto weniger Angehörige in einer Gruppe. Sobald eine maximale Größe überschritten und dadurch das Gehirn überfordert wäre, drohten soziale Instabilität und schließlich Spaltung. Im Falle der engsten Vertrauten – der "Grooming"-Clique – stellten Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Größe der Gruppe und Größe des Neocortex fest.

Verschiedenen Studien zufolge, welche Dunbar und seine Kollegen nun statistisch auswerteten, haben die meisten Menschen drei bis fünf engste Vertraute sowie dann 9 bis 15 Zeitgenossen, zu denen sie immer noch enge persönliche Bindungen haben und die sie mindestens einmal im Monat kontaktieren. Studien bei Naturvölkern zeigen darüber hinaus einen Ring weiterer "Bekanntschaften" von dreißig bis fünzig Personen, die sich beispielsweise gemeinsam Übernachtungsplätze suchen. Die Zusammensetzung dieser Gruppe wechselt, die Angehörigen stammen aber meist alle aus einer Gruppe von etwa 150 Menschen, die häufig als Clan bezeichnet wird. In noch größerem Rahmen sind dann noch die "Megabands" zu nennen, die um 500 Menschen umfassen, und die Stämme mit bis zu 2000 Angehörigen, die meist auch einer Sprachengemeinschaft entsprechen.

Jenes Muster um den Faktor drei bis vier diskret wachsender Gruppengrößen finde sich sogar unerwartet in anderen sozialen Strukturen wieder. So bestehe beispielsweise in vielen Ländern die kleinste Einheit einer Armee aus 10 bis 15 Soldaten, ein Zug seinerseits aus 35 Angehörigen, eine Kompanie dann aus 120 bis 150 Kämpfern und so weiter. Auch an der Börse ließen sich solche hierarchischen Gruppen beobachten, bei der eine kleine Gruppe von Entscheidern unter bestimmten Bedingungen sogar einen wahren Herdentrieb auslösen können. Warum auch hier numerisch derselbe Faktor auftrete, sei ebenso unklar.

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