Drogen: Größte Cannabis-Studie zeigt Auswirkungen aufs Arbeitsgedächtnis
Cannabis als Rauschmittel zu konsumieren, beeinflusst dauerhaft die Hirnaktivität bei Aufgaben fürs Arbeitsgedächtnis. Zu diesem Ergebnis kommt eine große Studie an 1003 jungen Erwachsenen in den USA, die bisher umfangreichste ihrer Art. Ein Team um den Mediziner Joshua L. Gowin von der University of Colorado ließ die Versuchspersonen sieben Aufgaben ausführen, während es die Hirnaktivität mittels funktionaler Magnetresonanztomografie beobachtete. Wie die Fachleute nun in der Fachzeitschrift »JAMA Network Open« berichten, zeigten häufige Cannabiskonsumenten bei der aufs Arbeitsgedächtnis zielenden Aufgabe im Durchschnitt eine geringere Hirnaktivierung. Personen, die in den Tagen vor dem Experiment Cannabis konsumiert haben, schnitten bei diesem Test außerdem messbar schlechter ab. Bei den anderen sechs Aufgaben zeigte sich kein signifikanter Effekt.
Immer wieder finden Studien eine mögliche Verbindung zwischen regelmäßigem erlebnisorientiertem Cannabiskonsum und schlechteren geistigen Leistungen. Die Mehrzahl dieser Untersuchungen krankt allerdings an einer recht geringen Zahl von Versuchspersonen und möglichen statistischen Verzerrungen. Neben der großen Zahl von Probanden nutzte das Team außerdem ausgefeilte statistische Analysen, um zweifelhafte Resultate zu prüfen. Die Tests zielten auf Emotionen, Sensibilität für Belohnungen, motorische Funktionen, das Arbeitsgedächtnis, Sprache, logische Schlussfolgerungen und Verarbeitung von sozialen Informationen, während die Arbeitsgruppe gleichzeitig die Aktivität verschiedener Gehirnbereiche maß. Anhand eines Fragebogens bestimmten die Fachleute, wie regelmäßig die Personen Cannabis als Rauschmittel konsumierten, und anhand eines Urintests, ob sie das in den letzten Tagen getan hatten.
Die Ergebnisse der Studie sind schwierig zu interpretieren. Personen mit positivem Urintest zeigten statistisch signifikant geringere Hirnaktivität lediglich bei den Aufgaben fürs Arbeitsgedächtnis – ebenso Personen, die langjährig Cannabis konsumiert hatten. Doch nur diejenigen von ihnen, die in den letzten Tagen Cannabis geraucht hatten, schnitten signifikant schlechter bei der Übung selbst ab, langjährige Nutzer nicht. Die Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass dass die Hirnaktivität in diesem Test mit Faktoren wie Intelligenz und Bildungserfolg der Versuchspersonen verbunden sei – was dafür spreche, dass die geringere Aktivität bei langjährigen Nutzern ebenfalls Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit habe. Relativ sicher sind sich die Fachleute immerhin darin, dass man bei anspruchsvollen geistigen Aufgaben besser abschneidet, wenn man vorher eine Zeit lang nicht kifft.
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