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Bergbau: Größte Lagerstätte seltener Erden in Europa entdeckt

Rund eine Million Tonnen abbaubarer Metalloxide sollen nahe der schwedischen Stadt Kiruna liegen. Die seltenen Erden sind für Hightechelektronik und Energie unverzichtbar.
Die schwedische Stadt Kiruna in Lappland mit Bergwerken im Hintergrund.
Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens. Nach ihr sind die Eisenerze des Kiruna-Typs benannt, die auch seltene Erden enthalten.

Nahe der schwedischen Bergwerksstadt Kiruna liegt Europas größtes Vorkommen von Seltenerdmetallen. Bis zu eine Million Tonnen Oxide von Metallen wie Lanthan, Cer und Neodym liegen laut einer Pressemitteilung der staatlichen schwedischen Bergbaugesellschaft LKAB in der Per Geijer genannten Lagerstätte. Diese Metalle sind wegen ihrer besonderen elektronischen und magnetischen Eigenschaften für viele Anwendungen unverzichtbar; sie spielen unter anderem eine wichtige Rolle für Windkraftanlagen und Elektrofahrzeuge. Derzeit bohrt die LKAB nach eigenen Angaben einen mehrere Kilometer langen horizontalen Schacht in den Erzkörper, um ihn genauer zu untersuchen.

Deswegen, und weil China derzeit etwa zwei Drittel des Abbaus und mehr als 90 Prozent der Verarbeitung seltener Erden kontrolliert, gelten diese Metalle als kritische und auch strategisch bedeutende Rohstoffe. Laut früheren Analysen sind in Per Geijer vor allem die leichteren seltenen Erden angereichert. In Europa gibt es derzeit kein Bergwerk, in dem diese Rohstoffe gefördert werden. Die nun in der schwedischen Lagerstätte vermutete Menge entspricht allein mehr als der Hälfte der gesamten bekannten Seltenerd-Reserven der USA, allerdings nur wenigen Prozent der Lagerstätten in Ländern wie Brasilien, Russland oder eben China.

Die Lagerstätte ist nach dem schwedischen Geologen Per Geijer benannt, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Geologie und Lagerstätten Lapplands erforschte, wo auch Kiruna liegt. Bereits im 20. Jahrhundert baute man dort Eisenerz ab, die Produktion endete jedoch 1987. Dass der Per-Geijer-Erzkomplex seltene Erden enthält, ist bekannt und liegt an der Zusammensetzung der Lagerstätte. Sie verfügt über große Mengen des phosphorhaltigen Minerals Apatit, in dem oft Seltenerdelemente angereichert sind. Studien zeigen, dass der Apatit Körnchen der seltenerd-reichen Minerale Monazit und Allanit enthält.

Das häufigste Metall in dem Erz ist allerdings Eisenerz, so dass die seltenen Erden quasi als Nebenprodukt des Eisenbergbaus gewonnen werden können. Als Rohstoffe interessant sind auch die im Apatit ebenfalls enthaltenen Elemente Phosphor und Fluor. Insbesondere Phosphor ist ein kritisches Element, weil es in großen Mengen als Dünger für die Landwirtschaft gebraucht wird. Bisher war es jedoch nicht wirtschaftlich, diese Elemente aus den Erzen in Nordschweden zu gewinnen, so dass die Minerale als Abfall bei der Eisenproduktion verworfen werden. Das Unternehmen LKAB kündigt nun an, in der schwedischen Stadt Luleå eine Anlage zu bauen, in der gezielt die seltenen Erden sowie Phosphor und Fluor als Nebenprodukt der Eisenproduktion gewonnen werden sollen. Allerdings werde es noch etwa zehn bis fünfzehn Jahre dauern, bis die nun neu identifizierte Lagerstätte an seltenen Erden ausgebeutet werden könne.

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