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Bäume: Größtes Lebewesen der Erde stirbt

Pando ist ein Zitterpappelwald, der aus den Ablegern eines einzigen Baumes besteht. Doch Überweidung bedroht diesen riesigen Organismus: Er droht abzusterben.
Pando - der Zitterpappelwald im US-Bundesstaat Utah.

Er dehnt sich auf 43 Hektar aus, besteht aus 47 000 genetisch identischen Bäumen und wiegt geschätzte 5,9 Millionen Kilogramm: Ein »Pando« genannter Zitterpappelwald im US-Bundesstaat Utah gilt einigen Biologen als das größte und schwerste Lebewesen, das derzeit auf der Erde bekannt ist. Doch dem Organismus gehe es schlecht, warnen Paul Rogers und Darren McAvoy von der Utah State University in Logan in »PLoS One«: Seit Jahren kämen kaum neue Schösslinge des Baums empor, weil sie von Maultierhirschen (Odocoileus hemionus) und anderen Pflanzenfressern gefuttert würde, so die Forscher nach langer Beobachtung von insgesamt 65 Testflächen und der Auswertung von Bildern des Waldes aus den letzten 70 Jahren.

Auch Dürre und schlechtes Feuermanagement, bei dem leichte Oberflächenfeuer unterdrückt wurden, hätten zum schleichenden Verfall des Bestands beigetragen, doch die Hauptrolle spielt ihren Analysen zufolge Überweidung. Zitterpappeln (Populus tremuloides) haben ein ausgedehntes Wurzelgeflecht, aus denen in gewissem Abstand untereinander immer wieder neue Schösslinge des Mutterbaums herauswachsen. Um zu sehen, wie sich diese Klone entwickeln, zählten Rogers und McAvoy, wie viele lebende und tote Bäume sich auf den Testarealen in verschiedenen Bereichen des Waldes befinden. Zudem erfassten sie die Menge an Hirschkot sowie die von Sträuchern bedeckte Fläche – Letzteres ist ein Zeichen für fehlende Feuer.

»Unsere erste umfassende Bestandsaufnahme des berühmten Zitterpappelklonwaldes namens Pando zeigt, wie ein lange vorhandenes Ökosystem durch schlechte Entscheidungen von uns Menschen bedroht wird«, so die beiden Wissenschaftler. Seit Jahren fressen sich zu hohe Wildbestände unkontrolliert durch den Wald, weil Raubtiere in der Region wie Bären, Wölfe oder Pumas drastisch dezimiert wurden. Die meisten Managementansätze im Gebiet zielten auf hohe Wildbestände für die Jagd, kritisieren die Forscher, weshalb den Pflanzenfressern kaum Grenzen gesetzt würden. Seit etwa 30 bis 40 Jahren kämen deshalb kaum mehr neue Ableger durch. Teile des Waldes wurden in den letzten Jahren zwar eingezäunt, um die Naturverjüngung der Bäume zu ermöglichen. Doch ausgewachsene Hirsche können selbst über 2,5 Meter hohe Zäune springen oder sich durch Lücken zwängen. Während der Versuch, einen kleinen Teil des Waldes mit Zäunen zu schützen, seit 2013 Erfolg versprechend verlaufe, scheiterte dies bei einem größeren Areal.

Rogers und McAvoy fordern, um Pando zu retten – dessen Wurzel- und damit Ökosystem eventuell bereits 80 000 Jahre alt ist –, müsse endlich ein Umdenken stattfinden: »Wir können nicht Wildtiere und Wälder unabhängig voneinander managen. Das schadet am Ende beiden.« Eine erste Maßnahme könnte sein, wieder Raubtiere in der Region anzusiedeln oder einwandern zu lassen. Im Yellowstone-Nationalpark führte unter anderem die Ansiedlung von Wölfen dazu, dass sich Auwälder wieder erholen konnten. Hirsche, die bevorzugt das weiche Holz der jungen Bäume fraßen, mieden diese Gebiete wieder, nachdem die Fleischfresser erneut Jagd auf sie machten – in den Senken konnten sie leichter von den Wölfen überrascht und erlegt werden. Im Westen der USA sind viele Raubtiere allerdings bei Viehzüchtern unbeliebt, was ihren Schutz erschwert.

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