Direkt zum Inhalt

Molnupiravir: Großbritannien lässt erste Tablette zur Behandlung von Covid-19 zu

Der Wirkstoff Molnupiravir wurde als »Gamechanger« im Kampf gegen Covid-19 gefeiert. Nun lässt Großbritannien ihn als erste Nation zur Behandlung von Patienten zu.
Apotheker mit Maske

Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hat erstmals eine Tablette zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Das antivirale Mittel Lagevrio (auch bekannt unter dem Namen Molnupiravir) senke sicher und effektiv das Risikos von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen, hieß es in einer Mitteilung der britischen Regierung am Donnerstag. Es handle sich um das weltweit erste zugelassene antivirale Mittel gegen das Coronavirus, das oral eingenommen wird.

Molnupiravir wurden zuletzt von manchen Fachleuten als »Gamechanger« im Kampf gegen die Erkrankung gehypt. Der Stoff imitiert Nukleoside, die Bausteine von DNA und RNA – allerdings nicht ganz perfekt. Wird sein wirksamer Bestandteil in das Erbgut von Viren eingebaut, kommt es bei der anschließenden Vervielfältigung zu haufenweisen Fehlern. Auf diese Weise behindert das Medikament die Vermehrung des Virus effektiv.

Im Gegensatz zu anderen behelfsmäßigen Therapieoptionen, die derzeit gegen Covid-19 zur Verfügung stehen, können Ärzte den Wirkstoff einfach als Tablette verabreichen. Das macht ihn deutlich attraktiver für die breite Anwendung. Klinischen Studien zufolge ist das Medikament am wirksamsten, wenn es so bald wie möglich nach einem positiven Test eingenommen wird – am besten innerhalb von fünf Tagen nach dem Beginn von Symptomen.

EMA und FDA prüfen noch

Gesundheitsminister Sajid Javid pries die Zulassung als »historischen Tag« für Großbritannien an und als »spielentscheidend« für Risikogruppen, etwa Menschen mit Immunschwäche. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte Ende Oktober angekündigt, den Einsatz von Molnupiravir ebenfalls prüfen zu wollen. Auch die US-Behörde FDA hat ein Zulassungsverfahren für das Mittel eingeleitet.

Einzelne Studien lieferten allerdings Hinweise darauf, dass Molnupiravir nicht nur bei Viren Erbgutschäden verursachen könnte, sondern auch bei Menschen. Zumindest konnten Forscher in Zellkulturen mit menschlichen Zellen und Zellmaterial von Hamstern beobachten, dass hier vermehrt Mutationen auftraten. Ob das ebenso im lebendigen Organismus gilt, ist allerdings noch völlig offen. Experten erwarten deshalb, dass die EMA den Wirkstoff vor der Zulassung besonders sorgfältig prüfen wird. Womöglich kommt er damit am Ende doch nur bei bestimmten Risikogruppen in Betracht und nicht – wie manche hofften – als Breitbandmittel für alle. (dam)

Wie entwickelt sich die Pandemie? Welche Varianten sind warum Besorgnis erregend? Und wie wirksam sind die verfügbaren Impfstoffe? Mehr zum Thema »Wie das Coronavirus die Welt verändert« finden Sie auf unserer Schwerpunktseite. Die weltweite Berichterstattung von »Scientific American«, »Spektrum der Wissenschaft« und anderen internationalen Ausgaben haben wir zudem auf einer Seite zusammengefasst.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.