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Eusozialität: Große Hummeln fliegen schneller, alte Hummeln fliegen weiter

Das Alter hat einen größeren Einfluss auf die Flugleistung der staatenbildenden Insekten als bislang gedacht. Das könnte sich entscheidend auf ihre Arbeitsteilung auswirken.
Eine Hummel im Flug über Lavendel an einem sonnigen Tag
Hummeln sind ziemlich groß im Vergleich zu ihrer Flügelspannweite. Doch gerade deshalb sind sie als Bestäuber sehr effizient. Sie können große Mengen von Pollen transportieren.

Das Alter von Erdhummeln (Bombus terrestris) hat Einfluss darauf, wie weit und wie ausdauernd die Bestäuberinsekten fliegen. Das haben Milena Gilgenreiner und Christoph Kurze von der Universität Regensburg in einem Experiment festgestellt und ihre Ergebnisse im Fachmagazin »Proceedings of the Royal Society B« veröffentlicht. Sie konnten zeigen, dass 14 Tage alte Hummeln eine sechsmal längere Strecke zurücklegen als 7 Tage alte Hummeln. Die Größe der Insekten wiederum beeinflusst, wie schnell sie fliegen. Die Erkenntnisse aus der Studie könnten eine »entscheidende Rolle für die Effizienz der Arbeiterinnen bei der Futtersuche« und die sich daraus ergebende Rollenverteilung spielen, schreiben die beiden Autoren.

Hummeln sind eine zu den Echten Bienen (Apidae) gehörende Gattung staatenbildender Insekten. Ein Hummelvolk besteht je nach Art aus etwa 50 bis 600 Individuen und einer Königin. Die Mehrzahl der Tiere sind Arbeiterinnen, die wenig oder keine direkte Fortpflanzung betreiben. Stattdessen kümmern sie sich um Aufgaben wie Brutpflege, Nestbau, Instandhaltung und Nahrungssuche. Die Arbeitsteilung ist für den ökologischen Erfolg von eusozialen Insekten wie Ameisen, Termiten, einigen Wespen- sowie Bienenarten von grundlegender Bedeutung.

Die flauschig wirkenden Hautflügler sind bekanntermaßen recht pummelig. Im Vergleich zu ihren Flügeln ist ihr Körper sehr groß. Dennoch können Hummeln auch unter schwierigen Umgebungsbedingungen, wie etwa kühleren Temperaturen, fliegen und beginnen daher bereits früh im Jahr auszuschwärmen. Während die Körpergröße von Hummeln auch in früheren Studien schon positiv mit ihrer Reichweite bei der Nahrungssuche und ihrer Flugfähigkeit in Verbindung gebracht wurde, ist der Einfluss des Alters noch wenig erforscht. Das wollten Gilgenreiner und Kurze ändern und haben mit Hilfe von so genannten Flugmühlen die individuelle Flugleistung von 61 Arbeiterinnen aus vier Kolonien im Alter von 7, 14 und 21 Tagen gemessen. Die Größe bestimmten sie über die Flügelspannweite und die Trockenmasse.

»Unsere Daten belegen eindeutig, dass die Flugdistanz und -dauer von B. terrestris-Arbeiterinnen stärker vom Alter als von der Körpergröße beeinflusst wird«, schreiben die Wissenschaftler. »Umgekehrt scheint die Fluggeschwindigkeit in erster Linie von der Körpergröße abzuhängen.« Außerdem erreiche die Flugleistung ihren Höhepunkt, wenn die Hummeln etwa 14 Tage alt sind und sinke signifikant ab einem Alter von 21 Tagen. Die Forscher vermuten, dass das alters- und größenabhängige Muster der Flugleistung darauf hinweist, dass Hummeln zunächst ihre Muskulatur aufbauen oder trainieren müssen, bevor sie in der Lage sind, längere Strecken zu fliegen. »Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Hummeln als Modellsysteme für die Untersuchung verschiedener ökologischer und evolutionärer Phänomene schlagen wir vor, bei der Durchführung von Experimenten neben der Körpergröße routinemäßig auch das Alter der Arbeiterinnen zu berücksichtigen«, heißt es im Fazit.

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