Fossilien: Der älteste Python stammt aus Deutschland
Vor 47 Millionen Jahren herrschte auch in unserer Region ein feuchtwarmes Klima und optimale Bedingungen für große Schlangen. Das zeigt ein einzigartiger Fund, den der Senckenberg-Wissenschaftler Krister Smith gemeinsam mit seinem Kollegen Hussam Zaher von der Universität in São Paulo in »Current Biology« vorstellt: das älteste bekannte Fossil eines Pythons, das bislang weltweit ausgegraben wurde.
Der nach dem Karlsruher Paläontologen Eberhard Frey benannte Messelopython freyi wurde rund einen Meter lang und ist fast vollständig erhalten. Sie war damit deutlich kleiner als viele heutige Pythonspezies, die eine Länge von sechs Metern und mehr erreichen können. Verbreitet sind sie zudem vor allem in Afrika, Teilen Asiens und in Australien. Allerdings war bislang unbekannt, wo sie ihren evolutionären Ursprung nahmen. »Der Fund der neuen Pythonart in der Grube Messel ist daher ein sehr wichtiger Beleg für deren Evolutionsgeschichte«, sagt Krister Smith.
Wahrscheinlich haben sich die Reptilien in Europa entwickelt, allerdings klafft danach eine große Lücke in ihrem hiesigen Vorkommen. Bislang fehlen Nachweise aus der Zeit danach bis zum Miozän, das vor 23 Millionen Jahren begann und vor 5 Millionen Jahren endete. Erst aus dieser Zeit finden sich wieder entsprechende Schlangenfossilien in den Museen. »Als das globale Klima nach dem Miozän wieder abkühlte, verschwanden die Pythons wieder aus Europa«, sagt Smith.
Faszinierend finden die Paläontologen zudem, dass im Eozän vor 47 Millionen Jahren Pythons neben ursprünglichen Boas lebte: Heute sind beide Familien räumlich getrennt, denn echte Boas existieren nur in Amerika. »In Messel lebten aber sowohl Messelopython freyi als auch ursprüngliche Boas wie Eoconstrictor fischeri in einem Ökosystem. Die These, dass die beiden Schlangenfamilien konkurrieren und sich daher keinen Lebensraum teilen können, muss demnach überdacht werden«, sagt Smith. Eoconstrictor fischeri wurde nach dem ehemaligen Bundesaußenminister und hessischen Umweltminister Joschka Fischer benannt, der sich für den Erhalt der Grube einsetzte: Sie sollte als Müllkippe enden.
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