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Zwerggalaxien: Grüne Erbsen im galaktischen Zoo

Das Online-Astronomie-Projekt "Galaxy Zoo" darf sich wahrscheinlich als Entdecker eines neuen Galaxientyps feiern. In den vergangenen zwei Jahren durchsuchten 230 000 Internetnutzer die Aufnahmen des Sloan Digital Sky Survey, der ein Viertel des Himmels erfasst, und klassifizierten mehr als eine Million Galaxien.

Dabei stießen sie auch auf einen Typ von weit entfernten Objekten, denen sie aufgrund ihrer Form und Farbe den Spitznamen "Green Peas" (Grüne Erbsen) gaben. Eine wissenschaftliche Arbeit an der Universität von Yale griff nun diesen Fund auf und interpretiert ihn als bisher unbekannte Art von Sternsystem.

Die "Green Peas" finden sich nur in einer Entfernung von 1,5 bis 5 Milliarden Lichtjahren von der Erde. Mit einem Zehntel des Durchmessers der Milchstraße und 100 Mal weniger Masse gehören sie zu den Zwerggalaxien. Trotzdem entstehen in ihnen zehn Mal mehr Sterne als in unserer Galaxis womit sie ebenso zu den "Starburst"-Galaxien gehören. Ihre grüne Farbe ist ein Zeichen dieser hohen Aktivität. Sie stammt von zweifach ionisiertem Sauerstoff, der stets bei einer Wellenlänge von 500 Nanometern im blaugrünen Licht strahlt.

Diese typische [O III]-Strahlung entsteht vor allem in aktiven Sternentstehungsgebieten. Der Sauerstoff bildet sich bei der Kernfusion in Sternen und wird bei deren Vergehen ins All geschleudert. Weitere heiße Riesensterne in der Umgebung beschießen ihn mit energiereicher Röntgenstrahlung und regen ihn so zum Leuchten an. Auch die Stoßwellen benachbarter Supernovae können den Sauerstoff anregen.

Was genau die "Grünen Erbsen" zu solch hoher Aktivität bewegt, ist noch nicht genau geklärt. Auffallend ist, dass sie meist in galaxie-armen Regionen ohne direkte Nachbarn auftreten. Eventuell sind sie das Ergebnis einer kürzlich stattgefundenen Verschmelzung von zwei kleinen Galaxien.

Die Erbsen ähneln jedoch einem Typ von aktiven Zwerggalaxien, der bisher nur in extrem großer Entfernung gefunden wurde. Diese heißen ultraviolett-hellen Zwerge kamen, wie man heute weiß, in großer Anzahl im jungen Universum vor. Womöglich handelt es sich bei ihren grünen Verwandten lediglich um Nachzügler dieser Erstphase der Entstehung von Galaxien. Durch ihre einsamen Positionen könnte es wesentlich länger gedauert haben, bis das Gas in ihrer Umgebung unter seiner eigenen Schwerkraft zusammenfiel und eine Galaxie bildete.

Sollte mit den "Grünen Erbsen" tatsächlich eine Form von Urgalaxien in relativ geringer Entfernung gefunden worden sein, so wären sie ein sehr lohnendes Beobachtungsziel für die Astronomen. Da von ihnen wesentlich mehr Licht die Erde erreicht und dieses zudem weniger ins Rote verschoben ist, könnten Forscher an ihnen deutlich bessere Messungen vornehmen und somit mehr über die Abläufe im frühen Universum erfahren.

Ralf Strobel

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