News: Grüne Geschichtsschreiber
Ob einst als stolzes Amphitheater oder inzwischen als nicht weniger berühmte Ruine, eine Sorte Zuschauer hat das beeindruckende Bauwerk des Kolosseums seit seiner Errichtung immer gehabt: Pflanzen. Ihre wechselnde Zusammensetzung im Laufe der Jahrhunderte erzählt vom Wandel der Zeit.
Das Kolosseum, Ziel wohl jedes Touristen bei der Stippvisite in Rom, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Erbaut unter Kaiser Vespasian und 80 nach Christus von seinem Sohn Titus eingeweiht, war das 57 Meter hohe Amphitheater Jahrhunderte lang Schauplatz für Kämpfe auf Leben und Tod gegen Mensch und Tier, wobei nur eines wichtig war: Den Zuschauern möglichst viel Blut zu bieten.
Einige Jahrhunderte später jedoch war derartiges Schlachtengetümmel weniger gefragt, und der Rundbau diente anderen Zwecken. Ein Wandel, der sich auch zu Füßen der Besucher zeigte, denn die Flora – die dort siedelnden Pflanzen – veränderte sich. Das blieb Botanikern nicht verborgen, und so machte sich der italienische Arzt Domenico Panaroli bereits 1643 daran, erstmalig das Grün im und um das Bauwerk zu kartieren. Im 19. Jahrhundert taten es ihm gleich mehrere Kollegen nach, sodass aus dieser Zeit sogar drei Aufzeichnungen existieren. 1951 nahm Bruno Anzalone die Gewächse noch einmal genauer unter die Lupe und schließlich, im Jahr 2001, Giulia Caneva und ihre Kollegen von der Università Roma Tre.
Einen derart umfassenden und mehrere Jahrhunderte umspannenden Überblick über das Grün an einem Bauwerk ist schon ein seltener Glücksfall – und gleichzeitig ein untrügliches Geschichtsbuch, das Caneva und ihre Mitarbeiter nun auswerteten. Insgesamt stehen darin 684 Arten, wobei 1855 mit 420 Spezies die Besiedlung am reichhaltigsten war, während sie inzwischen auf 242 gesunken ist. Etwa 200 davon waren all die Jahrhunderte hindurch treue Begleiter.
Zugenommen hat der Anteil exotischer Arten, die eingeschleppt wurden und sich teilweise halten konnten – Zeugen der Globalisierung, könnte man sagen. Denn der Transport von Pflanzen – freiwillig und unfreiwillig – hat sich immer weiter verstärkt. Gleichzeitig traten im Laufe der Zeit auch vermehrt wärmeliebende Arten auf. Caneva macht dafür unter anderem die zunehmende Ausdehnung der Stadt verantwortlich: "Das Colosseum befand sich anfangs am Stadtrand, nun liegt es in der Mitte" – und dort ist das Klima nun mal wärmer und trockener.
Doch nicht nur die lokalen Veränderungen zeichnen sich ab, auch der Einfluss des globalen Klimas prägt sich durch. So ist deutlich zu sehen, dass Rom im 17. Jahrhundert noch deutlich kühler und feuchter war. "Der Unterschied ist zu groß, als dass er sich allein durch lokale Veränderungen erklären ließe", meint Caneva.
Bei der nächsten Stippvisite in Rom mit einem Abstecher zum Kolosseum könnte es sich also lohnen, nicht nur einen Blick auf die beeindruckenden Mauern zu werfen, sondern vielleicht auch dem Gras zu den eigenen Füßen oder den Blättchen in den Ritzen einen Blick zu gönnen. In kleinerem Maßstab und vielleicht nicht ganz so offensichtlich erzählen auch sie Geschichte.
Einige Jahrhunderte später jedoch war derartiges Schlachtengetümmel weniger gefragt, und der Rundbau diente anderen Zwecken. Ein Wandel, der sich auch zu Füßen der Besucher zeigte, denn die Flora – die dort siedelnden Pflanzen – veränderte sich. Das blieb Botanikern nicht verborgen, und so machte sich der italienische Arzt Domenico Panaroli bereits 1643 daran, erstmalig das Grün im und um das Bauwerk zu kartieren. Im 19. Jahrhundert taten es ihm gleich mehrere Kollegen nach, sodass aus dieser Zeit sogar drei Aufzeichnungen existieren. 1951 nahm Bruno Anzalone die Gewächse noch einmal genauer unter die Lupe und schließlich, im Jahr 2001, Giulia Caneva und ihre Kollegen von der Università Roma Tre.
Einen derart umfassenden und mehrere Jahrhunderte umspannenden Überblick über das Grün an einem Bauwerk ist schon ein seltener Glücksfall – und gleichzeitig ein untrügliches Geschichtsbuch, das Caneva und ihre Mitarbeiter nun auswerteten. Insgesamt stehen darin 684 Arten, wobei 1855 mit 420 Spezies die Besiedlung am reichhaltigsten war, während sie inzwischen auf 242 gesunken ist. Etwa 200 davon waren all die Jahrhunderte hindurch treue Begleiter.
Zugenommen hat der Anteil exotischer Arten, die eingeschleppt wurden und sich teilweise halten konnten – Zeugen der Globalisierung, könnte man sagen. Denn der Transport von Pflanzen – freiwillig und unfreiwillig – hat sich immer weiter verstärkt. Gleichzeitig traten im Laufe der Zeit auch vermehrt wärmeliebende Arten auf. Caneva macht dafür unter anderem die zunehmende Ausdehnung der Stadt verantwortlich: "Das Colosseum befand sich anfangs am Stadtrand, nun liegt es in der Mitte" – und dort ist das Klima nun mal wärmer und trockener.
Doch nicht nur die lokalen Veränderungen zeichnen sich ab, auch der Einfluss des globalen Klimas prägt sich durch. So ist deutlich zu sehen, dass Rom im 17. Jahrhundert noch deutlich kühler und feuchter war. "Der Unterschied ist zu groß, als dass er sich allein durch lokale Veränderungen erklären ließe", meint Caneva.
Bei der nächsten Stippvisite in Rom mit einem Abstecher zum Kolosseum könnte es sich also lohnen, nicht nur einen Blick auf die beeindruckenden Mauern zu werfen, sondern vielleicht auch dem Gras zu den eigenen Füßen oder den Blättchen in den Ritzen einen Blick zu gönnen. In kleinerem Maßstab und vielleicht nicht ganz so offensichtlich erzählen auch sie Geschichte.
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