News: Grüner Daumen nach oben
Es hätte daher kaum einen passenderen Zeitpunkt gegeben als jetzt, die Ergebnisse eines Langzeitexperimentes zum Vergleich herkömmlicher Anbaumethoden mit ökologischem Landbau zu veröffentlichen. 24 Jahre lang hatten Paul Mäder vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick in der Schweiz und seine Kollegen auf ihren Feldern in der Nähe von Basel gesät und geerntet, nun können sie Erträge, Bodenfruchtbarkeit und Energieeinsatz solide gegenüberstellen. Und das Resultat sollte Biobauern Mut machen: Sie schneiden im Gesamtüberblick besser ab.
Im Rahmen des DOK-Versuches – "D" für biologisch-dynamisch, "O" für organisch-biologisch und "K" für konventionell – hatten die Forscher verschiedene Anbaumethoden verwendet. Der biologisch-dynamische Ansatz, der auf den Anthroposophen Rudolf Steiner zurückgeht, wie die organisch-biologische Methode verzichten auf Pestizide und Kunstdünger. Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter werden allein über mechanische Methoden, Pflanzenextrakte oder Nützlinge bekämpft. Für zusätzliche Nährstoffschübe sorgt der organische hofeigene Dünger in Form von Gülle.
Bei den konventionell bewirtschafteten Feldern, die neben teilweise künstlichen Düngern auch chemische Mittel zur Unkraut-, Krankheits- und Schädlingsbekämpfung erhielten, wechselten die Wissenschaftler 1985 zu integriertem Anbau, durch den sie die bisherigen Verfahren mit biologischen Methoden verknüpften. Fruchtfolge, Pflanzenvarietäten und Bodenbearbeitung waren hingegen auf allen Feldern gleich.
Erwartungsgemäß lagen die Erträge auf den biologisch bewirtschafteten Feldern niedriger: Durchschnittlich erbrachte die Ernte dort nur 80 Prozent im Vergleich zu den konventionell bearbeiteten Feldern, wobei die Spanne von knapp 40 Prozent bei Kartoffeln – Pilzbefall ließ die Blätter und Knollen faulen – bis etwa 90 Prozent bei Getreiden reichte.
Dieses Manko jedoch holten die Biolandbau-Verfahren an anderer Stelle wieder auf: Sie erwiesen sich als deutlich effizienter, denn bei 20 Prozent Ertragseinbuße benötigten sie ein Drittel bis die Hälfte weniger an Nährstoffzufuhr über Dünger. Außerdem lag der Energieaufwand, der für eine Einheit an Trockenmasse benötigt wurde, 20 bis 56 Prozent unter demjenigen für konventionell bearbeitete Felder, ganz zu schweigen von der Einsparung "chemischer Keulen" von fast hundert Prozent.
Darüber hinaus sicherten die ökologischen Methoden langfristig die Bodenfruchtbarkeit besser – Dichte und Vielfalt an Bodenorganismen wie Regenwürmern, Bakterien und Pilzen, welche die Wurzeln mit Nährstoffen versorgen, lagen erheblich über denen der konventionell bewirtschafteten Flächen. Die verstärkte Aktivität der Bodenorganismen sorgt unter anderem dafür, dass die Bodenaggregate stabiler sind, ein wichtiges Merkmal fruchtbarer Böden. Zusätzlich beherbergten die biologisch bewirtschafteten Flächen in etwa doppelt so viele Spinnen, Laufkäfer und Kurzflügelkäfer, die als natürliche Feinde Schadorganismen in Schach halten.
Insgesamt wird der geringere Ertrag also allemal aufgewogen von dem verminderten Dünge- und Energieaufwand sowie dem positiven Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit. Geht es um das Prinzip nachhaltigen Wirtschaftens, das 1992 auf der internationalen Konferenz in Rio gefordert wurden, scheint die Methode der Wahl klar. Im Jahr 2000 befolgten allerdings erst knapp 13 000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland auf 3,2 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche die Bestimmungen der Öko-Verordnung. Ob und wie schnell deren Zahl nun nach dem Nitrofen-Skandal weiter klettert, wird sich erst noch zeigen.
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