Straßenbau: "Grüner" Straßenbelag soll Asphalt umweltfreundlicher machen
Jedes Jahr fallen weltweit rund 50 Millionen Tonnen Lignin an. Der Stoff wird bei der Papierproduktion aus dem Holz abgetrennt und dann meist zur Energiegewinnung verbrannt. Niederländische Forscher um Ted Slaghek von der Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) experimentieren nun mit einer alternativen Verwendung für das Lignin: Sie schlagen vor, es dem Bitumen beizumischen, einem der Hauptbestandteile von Asphalt.
Damit würden nach Angaben der Wissenschaftler auf der Jahrestagung der American Chemical Society gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es reduziert sich die Kohlendioxidfreisetzung, wenn weniger Lignin verbrannt wird, vor allem aber lasse sich auch der Einsatz von Bitumen verringern, das aus Erdöl und damit aus einer nicht erneuerbaren Quelle stammt. Slaghek zufolge sind Einsparungen von bis zu 50 Prozent möglich, in der Praxis dürfte jedoch weniger erreicht werden.
Das Lignin übernehme dabei auch die Rolle von Additiven aus Polymeren, die dem Bitumen besondere Eigenschaften bescheren. Beispielsweise lasse sich auch mit Lignin die temperaturabhängige Klebrigkeit des Asphalts einstellen, berichtet Slaghek. Allerdings müssten Bitumen und Lignin chemisch verbunden und nicht einfach nur vermischt werden.
Bislang kann sich Slaghek jedoch nur auf Laborversuche berufen. Erst demnächst wolle er in den Niederlanden einen rund 100 Meter langen Radweg mit "Bio-Asphalt" als Versuchsstrecke bauen.
Lignin und Bitumen sind aus chemischer Sicht ähnliche Stoffgemische, beispielsweise bestehen sie beide aus ringförmigen organischen Molekülen. In der Natur ist Lignin für die Stabilität von Holz zuständig. Es stellt daher für dessen Verarbeitung oft ein großes Hindernis dar. So kämpfen viele Verfahren zur Gewinnung von Biosprit aus Pflanzenabfällen damit, dass das Lignin zunächst aufwändig entfernt werden muss.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben