Roter Planet: Grundwasser in der Tiefe der Marskruste entdeckt
»Wasser auf dem Mars entdeckt« – diese Schlagzeile wird schon seit Jahrzehnten in den Medien verbreitet, meistens dann, wenn in den USA die Budgetverhandlungen für die Raumfahrtbehörde NASA anstehen und sich die Wissenschaftsgemeinde die weitere Finanzierung für Marsmissionen sichern will. Dieses Mal ist der Fund jedoch wissenschaftlich interessant – sollte er sich bestätigen lassen – da es sich um weit verbreitete Vorkommen von Grundwasser auf dem Roten Planeten handelt, allerdings in großer Tiefe. Anhand der Analyse von Marsbebenwellen, die von der Raumsonde InSight in den Jahren 2018 bis 2022 mittels ihres Seismometers aufgezeichnet wurden, geht die Gruppe um Vashan Wright von der Scripps Institution of Oceanography im kalifornischen La Jolla davon aus, dass sich in einer Tiefe zwischen 11,5 und 20 Kilometern größere Mengen an Wasser in den Poren und Klüften des dortigen Marsgesteins befinden. Die Gruppe veröffentlichte ihre Erkenntnisse in »PNAS«.
Das Team untersuchte, wie sich Scher- und Druckwellen in den Gesteinen des Mars ausbreiten, und leitete daraus die Eigenschaften des durchdrungenen Materials ab. Es zeigte sich, dass die oberen zwölf Kilometer der Marskruste offenbar trocken und spröde sind, während sich die Wellenausbreitung darunter am besten erklären lässt, wenn sich in den Poren und Klüften des Gesteins flüssiges Wasser befindet. Dieses dürfte aus der Zeit von vor mehr als drei Milliarden Jahren stammen, als es auf dem Roten Planeten ausgedehnte Seen und Flüsse aus Wasser gab. Ein Teil dieses Wassers wäre heute somit nicht im Permafrost der Marskruste oder an den Polen gebunden. Es wäre auch nicht durch die Spaltung der Wassermoleküle durch die ultraviolette Strahlung der Sonne sowie durch atmosphärische Erosion wegen des Sonnenwinds auf Nimmerwiedersehen ins All entwichen. Stattdessen drang es zumindest zum Teil in die Tiefen der Marskruste vor, wo es sich noch heute befindet.
Allerdings stellen zwölf Kilometer Tiefe, in der Bergmannssprache Teufe genannt, das Äußerste dar, was auf der Erde mittels Bohrungen erreicht werden konnte. Somit wäre eine Nutzung durch eventuelle Marskolonisten sehr unwahrscheinlich. Tatsächlich erreichte das tiefste Bohrloch der Welt auf der russischen Halbinsel Kola im Jahr 1989 eine Teufe von 12 262 Metern, es ist aber heute verstürzt und aufgegeben. In Deutschland wurde in der Nähe von Windischeschenbach in Bayern im Rahmen des Kontinentalen Tiefbohr-Programms KTB im Jahr 1994 eine Teufe von 9101 Metern erreicht, sie ist heute noch offen und zugänglich. Interessanterweise stellte sich das Gestein in dieser Teufe als sehr wasserreich heraus, es wurden viele Kubikmeter stark salzhaltigen Wassers, einer Sole, abgepumpt. Also ist auch die irdische kontinentale Kruste der Erde selbst in großer Teufe sehr feucht und ähnelt darin derjenigen des Mars.
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