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Viren und Hirn: Gürtelrose-Impfung verhindert anscheinend Demenz

Herpesviren, darunter auch der Erreger der Windpocken, stehen schon länger im Verdacht, mit Demenz zusammenzuhängen. Eine Untersuchung zur Impfung gegen Gürtelrose stützt diese Hypothese.
Auf eine Stelle am Oberarm einer Person, die wohl gerade geimpft wurde, wird ein Pflaster geklebt
Gürtelrose ist eine Spätfolge einer Infektion mit Windpocken. Nun fanden Forscher heraus: Eine Impfung verringert offenbar auch das Risiko von Demenz.

Eine Impfung gegen Gürtelrose verringert offenbar das Risiko von Demenz. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe um Markus Eyting vom Heidelberg Institute of Global Health anhand von Daten ungeimpfter und mit dem Lebendimpfstoff Zostavax geimpfter Menschen in Wales. Wie das Team in einer Vorabveröffentlichung berichtet, wurden Menschen in einer Gruppe mit rund 50 Prozent Impfquote um ein Fünftel seltener dement als eine fast völlig ungeimpfte Vergleichsgruppe. Das Ergebnis stützt die Hypothese, dass das Windpockenvirus, der Auslöser von Gürtelrose, an der Entstehung von Demenzerkrankungen beteiligt ist.

Demenz ist ein weltweit wachsendes Problem, und bis heute gibt es keine effektive Therapie gegen den Verlust der geistigen Fähigkeiten. Seit geraumer Zeit steht allerdings der Verdacht im Raum, dass Infektionskrankheiten an einem Teil der Demenzerkrankungen beteiligt sein könnten. Mehrere Studien haben Hinweise darauf geliefert, dass Herpesviren, insbesondere HSV-1 und das Windpockenvirus, mit einem höheren Risiko für Demenz zusammenhängen. Diese Viren befallen Nervenzellen und können in manchen Fällen eine Enzephalitis auslösen. Zudem scheinen sie das Gehirn auf subtile Weise zu schädigen und so zu Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen beizutragen.

Gürtelrose ist eine Spätfolge einer Infektion mit Windpocken, bei der das Virus wieder aktiv wird und einen schmerzhaften Ausschlag verursacht. Der Impfstoff Zostavax senkt die Häufigkeit von Gürtelrose um rund die Hälfte. In Wales wird der Impfstoff nur Personen angeboten, die nach dem 2. September 1933 geboren sind. Diese Stichtagsregelung ermöglichte die Analyse der Arbeitsgruppe. Das Team verglich in der Studie Menschen, die in der Woche vor dem Stichtag geboren wurden, mit solchen, deren Geburtstag in die Woche danach fällt. Bei Letzteren war die Impfquote 47 Prozent, bei Ersteren nahe null.

Damit vergleicht die Studie zwar nicht direkt Geimpfte mit Ungeimpften. Das Forscherteam argumentiert jedoch, dass auf diese Weise keine schwer zuverlässig zu bestimmenden Unterschiede zwischen den beiden Gruppen das Ergebnis verzerren. So könnte eine höhere Impfbereitschaft mit höherer Bildung und womöglich geringerem Demenzrisiko einhergehen. Dagegen seien die beiden in dieser Studie untersuchten Gruppen gut vergleichbar: Es gebe keinen plausiblen Grund, weshalb es einen systematischen Unterschied machen sollte, ob jemand in der Woche vor oder nach dem 2. September 1933 geboren ist.

Laut der Analyse des Teams traten Demenzerkrankungen in dem untersuchten Zeitraum von sieben Jahren in der nicht geimpften Gruppe etwa 20 Prozent öfter auf als in der Gruppe mit 47 Prozent Impfquote. Die Daten zeigen außerdem, dass der Schutzeffekt bei Frauen stärker ist als bei Männern. Dafür könnten Unterschiede im Immunsystem verantwortlich sein oder dass das Windpockenvirus bei Frauen einen höheren Anteil der Demenzfälle verursacht. Die Veröffentlichung ist bisher noch nicht unabhängig geprüft, und auch das Resultat muss in weiteren Studien erst noch nachvollzogen werden. Der Befund kommt jedoch nicht unerwartet und passt zu den Ergebnissen früherer Studien und dem allgemeinen Forschungsstand zu neurodegenerativen Erkrankungen und Herpesviren.

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