News: Gut festhalten
Dabei sollten die Bakterien durch den Urin eigentlich wieder heraus gespült werden. Die Bakterien schaffen es jedoch, die Harnröhrenwand zu besiedeln und bis in die Blase hinauf zu wandern. Dabei helfen ihr so genannte Fimbrien – haarförmige Strukturen auf ihrer Zellmembran –, mit denen sie sich an dem Gewebe festhalten. Bei zunehmendem Flüssigkeitsstrom müsste der Mechanismus jedoch versagen.
Tut er aber nicht, wie Evgeni Sokurenko von der University of Washington jetzt feststellte. Im Gegenteil: Je stärker die Scherkräfte der Strömung sind, desto besser scheinen sich die Bakterien auf der Oberfläche zu verankern. Wie schaffen sie das?
Sokurenko hat sich zusammen mit seinen Kollegen die Fimbrien von E. coli näher angeschaut. Der Trick der Bakterien liegt in einem Protein namens FimH, das am Ende der Fimbrien sitzt. Mit diesem Protein krallt sich die Mikrobe an der Oberfläche des menschlichen Gewebes fest. Gleichzeitig, so fanden die Forscher heraus, misst es die Strömungsverhältnisse, und sobald die Scherkräfte der Strömung anwachsen, löst dies eine Reaktionskette aus, mit dem Erfolg, dass sich der Klammergriff von FimH verstärkt.
Mit diesem flexiblen Klammermechanismus kann sich E. coli optimal an die Strömungsverhältnisse anpassen: Bei starker Strömung verharrt es einfach an Ort und Stelle und wartet auf bessere Zeiten. Lässt die Strömung nach, lockert das Bakterium seinen Griff und kann sich dann Stück für Stück stromaufwärts hangeln – hinauf zur Harnblase.
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